05.01.2018

Simulierte Magnetfelder

Neuer Ansatz soll offene Fragen zum Dynamo-Effekt beantworten.

Wie genau die Magnet­felder von Erde, Sonne und Galaxien entstehen, ist bislang nicht geklärt. Sie basieren auf komplexen Strömungen von flüssigem Metall oder Plasma im Inneren der Himmels­objekte. Rainer Grauer und Sophia Kreu­zahler von der Ruhr-Univer­sität Bochum führten nun gemeinsam mit fran­zösischen Kollegen Computer­simulationen durch, die eine Erklärung für seit Jahren nicht verstandene Ergebnisse eines Experiments liefern, das die Prozesse des Erdmagnet­felds nachge­stellt hatte.



Abb.: Magnetfelder von Sonne und auch der Erde basieren auf komplexen Strömungen von flüssigem Metall oder Plasmen im Inneren der Objekte. (Bild: NASA / SDO / AIA / LMSAL)




Der Dynamo-Effekt erzeugt das Magnet­feld der Erde: Im Inneren des Planeten bewegt sich flüssiges, elektrisch leit­fähiges Metall in komplexen Strömungs­mustern. Dadurch entstehen elektrische Ströme und somit auch Magnet­felder, die wiederum die Strömung der Flüssig­keit beein­flussen. Seit über zwanzig Jahren versuchen Forscher, den Dynamo-Effekt im Labor nachzuahmen. Dieser stellt sich jedoch nur ein, wenn die Strömung der Flüssig­keit und das Magnet­feld ausreichend turbulent sind, was wiederum ein Experiment mit großen räum­lichen Abmes­sungen und einem hin­reichend starken Antrieb erfordert.

Bisher gelang es nur in wenigen Experi­menten, einen Dynamo-Effekt nachzu­stellen, wobei das VKS-Experiment im fran­zösischen Cadarache im Jahr 2013 das bislang realitäts­nächste war. Die Wissen­schaftler kurbelten die Strömung von flüssigem Metall mit Antriebs­rädern an. Waren die Antriebs­räder aus Stahl, stellte sich allerdings kein Dynamo-Effekt ein. Dieser fand sich nur, wenn die Antriebs­räder aus Weich­eisen waren, das besondere magne­tische Eigenschaften hat. „Wie dieser Unter­schied zustande kommt, war lange unklar“, sagt Grauer. „Es gab unter­schiedliche Deutungen.“

Mit aufwendigen Computer­simulationen am Jülicher Super­rechner Jugene und am fran­zösischen Super­rechner Occigen stellte das Team die Bedin­gungen im Experiment mit korrekten Randbe­dingungen nach. Dabei berück­sichtigten sie etwa die genaue Geometrie der Antriebs­räder und des Gefäßes, in dem das Original­experiment stattgefunden hatte, und bildeten die magne­tischen Eigen­schaften realitäts­nah nach. Aus den Daten ent­wickelten die Forscher eine Theorie, wie die Weicheisen-Antriebsräder die Entstehung des Dynamo-Effekts bewirken. Die Magnetfeld­linien wickeln sich aufgrund der Material­eigenschaften um die Antriebs­räder auf, wobei die Forscher von einem ver­stärkten Omega-Effekt sprechen. Die spezielle Geometrie des Antriebs erzeugt zudem Wirbel­strukturen in der Flüssigkeit, die das Magnetfeld verstärken. Den gemein­samen resul­tierenden Effekt bezeichnen die Forscher als Alpha-Omega-Dynamo.

Anhand der Simulations­daten beschrieben die Wissen­schaftler auch die groß­skalige Struktur des Magnetfelds, das in dem VKS-Expe­riment erzeugt wurde. Frühere, stark verein­fachte Berechnungen waren davon ausgegangen, dass die Pole des Feldes in der Äquator­ebene des experi­mentellen Aufbaus liegen müssten. Die aktuellen Erkenntnisse ergeben jedoch in Über­einstimmung mit dem Experiment, dass es sich um ein axiales Magnet­feld handelte.


RUB / JOL



Anbieter des Monats

Dr. Eberl MBE-Komponenten GmbH

Dr. Eberl MBE-Komponenten GmbH

Das Unternehmen wurde 1989 von Dr. Karl Eberl als Spin-off des Walter-Schottky-Instituts der Technischen Universität München gegründet und hat seinen Sitz in Weil der Stadt bei Stuttgart.

Veranstaltung

Spektral vernetzt zur Quantum Photonics in Erfurt

Spektral vernetzt zur Quantum Photonics in Erfurt

Die neue Kongressmesse für Quanten- und Photonik-Technologien bringt vom 13. bis 14. Mai 2025 internationale Spitzenforschung, Industrieakteure und Entscheidungsträger in der Messe Erfurt zusammen

Meist gelesen

Themen