Sparpläne des CERN beschlossen
Das CERN versucht Auswirkungen der Budgetkürzungen auf das Forschungsprogramm möglichst gering zu halten.
Das CERN versucht Auswirkungen der Budgetkürzungen auf das Forschungsprogramm möglichst gering zu halten.
Angesichts der Wirtschaftskrise bleibt auch die Großforschung nicht vor Finanzschwierigkeiten verschont. So muss das europäische Kernforschungszentrum CERN in Genf in den nächsten fünf Jahren mit rund 260 Millionen Euro weniger für die Forschung auskommen. Der CERN Council, in dem die 21 Geberländer vertreten sind, stimmte in seiner Sitzung vom 16. September dem vom CERN-Finanzausschuss vorgeschlagenen Budget für die kommenden fünf Jahre zu. In der Oktober-Ausgabe des Physik Journals erläutert der Generaldirektor des CERN, Rolf-Dieter Heuer, die damit verbundenen Maßnahmen: „Zum einen haben wir mit den wirtschaftlichen Schwierigkeiten der europäischen Länder zu kämpfen. Um das aufzufangen, werden die Beiträge der CERN-Staaten für die nächsten fünf Jahre um insgesamt 104 Millionen Euro verringert. Gleichzeitig müssen wir 225 Millionen Euro in die Pensionskasse stecken, die 2008 heftig gelitten hat. Das können wir jedoch vorübergehend über Bankkredite auffangen, die natürlich mittelfristig durch Einsparung getilgt werden müssen.“
Bild: Der LHC hat trotz aller Schwierigkeiten erste Ergebnisse vorzuweisen. Bei Proton-Proton-Kollisionen bei Energien von 7 TeV entstehen im CMS-Detektor des Large Hadron Colliders mehr als hundert geladene Teilchen. Dabei sind die Forscher neuen Korrelationen auf der Spur. (Bildquelle: CERN)
Unabhängig von den Budgetkürzungen wird der Large Hadron Collider (LHC) im Jahr 2012 abgeschaltet. Das ist notwendig, um den LHC von 7 TeV auf die volle Energie zu bringen. Die notwendigen Verbesserungen werden rund 15 Monate in Anspruch nehmen. „Wir hatten allerdings angedacht, alle Vorbeschleuniger wie PS oder SPS in dieser Zeit weiter laufen zu lassen, da an ihnen überall so genannte Fixed Target-Experimente messen. Um auch hier Mittel einzusparen, haben wir jetzt beschlossen, im Jahr 2012 alle Beschleuniger stillzulegen“, erläutert Heuer.
Michel Spiro, französischer Teilchenphysiker und Präsident des CERN Council, betont, dass die getroffenen Entscheidungen schmerzhaft seien, aber die Arbeit des CERN und seiner internationalen Nutzergemeinde möglichst wenig stören sollen.
Nach den Fehlschlägen beim Start des LHC konnten die Wissenschaftler Ende Juli bei der ICHEP, der größten Konferenz für Teilchenphysik, in Paris die ersten wissenschaftlichen Erfolge präsentieren. So ließ sich das Standardmodell bei der Rekordenergie von 7 TeV bestätigen und erste Kandidaten für Topquarks identifizierten. All diese Vorarbeiten sind notwendig, um später in das Terrain neuer Physik vorstoßen zu können.
Um die fundamentale Bedeutung der von den großen CERN-Kollaborationen gewonnenen Ergebnisse zu würdigen, haben die American Physical Society (APS) und das CERN bereits Anfang Juli gemeinsam beschlossen, alle experimentellen Ergebnisse des LHC, die in den Physical Review Letters und der Physical Review veröffentlicht werden, frei zugänglich zu machen.
Alexander Pawlak
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AH