08.12.2025 • Astronomie

Stabile Orbits um Sagittarius A*

Neue Beobachtungen mit dem Instrument ERIS am Very Large Telescope widerlegen die Annahme, dass das supermassereiche Schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße nahegelegene Staubobjekte verschlingt.

Ein internationales Forschungsteam unter Leitung von Florian Peißker von der Universität zu Köln hat mit dem neuen Enhanced Resolution Imager and Spectrograph ERIS am Very Large Telescope in Chile gezeigt, dass mehrere „staubige Objekte“ stabile Bahnen um das supermassereiche Schwarze Loch Sagittarius A* im Zentrum unserer Galaxie ziehen. Frühere Studien hatten vermutet, dass einige dieser Objekte vom Schwarzen Loch verschluckt werden könnten. Neue Daten widerlegen diese Annahme.

Detection of G2/DSO on its Keplerian orbit with ERIS in 2024. The Brγ line map illustrates the preserved compact shape of G2/DSO and its continued path on a Keplerian orbit. The image is centered on Sgr A* and shows continuum contour lines of the brightest S cluster stars.
G2/DSO auf seiner Keplerschen Umlaufbahn 2024. Die Brγ-Linienkarte veranschaulicht die erhaltene kompakte Form von G2/DSO und seine Bahn. Das Bild zeigt Konturlinien des Kontinuums der hellsten S-Cluster-Sterne.
Quelle: F. Peißker et al., A&A 704 (2025)

Im Fokus der Studie standen vier dieser ungewöhnlichen Himmels­körper, die in den letzten Jahren für Diskus­sionen gesorgt hatten. Besonders das Objekt G2 galt lange als reine Staubwolke, von der vermutet wurde, dass die Anzie­hungs­kraft von Sagittarius A* sie zunächst in die Länge zieht – Astro­nom*innen sprechen von einer ‚Spaghet­ti­sierung‘ – und schließ­lich zerstört. Die präzisen Beobach­tungen mit ERIS, das Strahlung im Nah­infrarot­bereich ein­fängt, zeigen jedoch, dass G2 einer stabilen Umlauf­bahn folgt – ein Hinweis darauf, dass sich im Inne­ren der Staub­wolke ein Stern befindet.

Auch das Doppel­stern­system D9, das Peißker und sein Team 2024 ent­deck­ten (Link s. Kasten), bleibt trotz der enormen Gezeiten­kräfte des Schwarzen Lochs stabil. Es ist das erste be­kann­te Dop­pel­stern­system, das so nah an einem super­mas­siven Schwar­zen Loch beobach­tet wurde. Theoretisch könnten die betei­ligten Sterne in D9 durch die starken Gezeiten­kräfte zu einem einzel­nen masse­reichen Stern verschmelzen – bislang aber zeigen die ERIS-Daten, dass D9 intakt bleibt. Ähnliches gilt für die Objekte X3 und X7, die eben­falls auf gebun­denen Umlauf­bahnen kreisen und damit weniger fragil sind, als frühere Modelle ange­nommen hatten.

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„Dass sich diese Objekte so nahe an einem Schwar­zen Loch stabil bewegen, ist fas­zi­nie­rend“, sagt Peißker. „Unsere Ergeb­nisse zeigen, dass Sagittarius A* weniger zerstörerisch ist, als man lange dachte. Das macht das Zen­trum unserer Galaxie zu einem idealen Labor, um die Wech­sel­wir­kungen zwi­schen Schwar­zen Lö­chern und Ster­nen zu erfor­schen.“

Die Ergebnisse ver­deut­lichen, dass die Vor­gänge im Zentrum der Milch­straße kom­plexer sind als bisher an­ge­nom­men. „Das super­mas­sive Schwarze Loch im Zen­trum der Milch­straße hat nicht nur die Fähig­keit, Sterne zu zerstören, sondern kann auch deren Ent­ste­hung oder die Bil­dung ziemlich exoti­scher stau­biger Objekte stimu­lieren, höchst­wahrschein­lich durch Ver­schmel­zungen von Doppel­sternen“, sagt Michal Zajaček von der Masaryk-Univer­sität in Brünn (Tschechische Republik). Künftige Beobach­tungen mit ERIS und dem kom­menden Extre­mely Large Telescope (ELT) sollen helfen, die Ent­wick­lung dieser Objekte weiter zu ver­folgen und zu ver­stehen, wie Sterne selbst in den extremen Regio­nen des Uni­ver­sums überleben können. [U Köln / dre]

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