15.09.2015

Steiler als die Eiger-Nordwand

Rand des Kraters Occator auf dem Zwergplaneten Ceres ragt nahezu senkrecht in die Höhe.

Die Eiger-Nordwand in den Berner Alpen ist eine Legende: Die 1800 Meter steile Bergwand gilt bei Bergsteigern als schwierig und herausfordernd. 326 Millionen Kilometer entfernt von der Erde findet die Eiger-Nordwand Kon­ku­rrenz auf dem Zwergplaneten Ceres: Dort ragt der Rand des Kraters Occator an manchen Stellen fast 2000 Meter steil in die Höhe. „An manchen Stellen ist der Kraterrand fast senkrecht, an anderen Stellen ist sehr viel Material ins Innere des Kraters nachgerutscht“, sagt Planetenforscher Ralf Jaumann vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Das zeigen neue Aufnahmen der Kamera an Bord der Dawn-Sonde. Warum Occators Kraterrand mal stabil und mal sehr unstabil ist, können sich die Wissenschaftler noch nicht erklären.

Abb.: Der Krater Occator auf dem Zwergplaneten Ceres, aufgenommen von der Raumsonde Dawn. (Bild: DLR)

Scharfkantig zeichnen sich die steilen Kraterränder beim Blick aus 1470 Kilometern Entfernung ab. Etwa 25 Prozent der Kraterwände stehen fast senkrecht. In direkter Nachbarschaft sind hingegen größere Massen vom Rand ins Innere abgerutscht. „Vielleicht gibt es entlang des Kraterrands Materialunterschiede - oder zumindest unterschiedliche Festigkeiten“, so Jaumann. Im Krater-Inneren sind zudem Risse und Ebenen zu erkennen. Umso näher die Sonde um den Zwergplaneten Ceres kreist, desto mehr Details können die Planetenforscher erkennen – und darüber rätseln, wie diese entstanden sind.

Mit seinem Durchmesser von fast tausend Kilometern und seiner runden Form ist Ceres ein Himmelskörper, der es bei der Entstehung des Sonnen­systems fast bis zu einem Planeten geschafft hätte. Allerdings nur fast, denn die Anziehungskraft von Jupiter, dem größten Planeten unseres Sonnen­systems, hat verhindert, dass Ceres mehr Material einsammeln konnte und so zum Planet wurde. „Wir haben mit der Dawn-Mission die Gelegenheit, in Ruhe auf die Anfänge unseres Sonnensystems zu schauen“, betont Jaumann.

Seit dem 13. August fliegt Dawn in ihrem bisher niedrigsten Orbit um Ceres. Mittlerweile hat sie ihren ersten elftägigen Orbit einmal um den Himmels­körper vollendet und Bilder aus einer Höhe von 1470 Kilometern über der Oberfläche gesendet. Insgesamt sechs Mal wird die Kamera die gesamte Oberfläche von Ceres aufnehmen und dabei jeweils in leicht unter­schied­lichen Winkel auf den Zwergplaneten blicken. Mit diesen Stereoaufnahmen verfeinern die DLR-Planetenforscher dann auch ihr dreidimensionales Geländemodell. Ende Oktober wird es dann zunächst einmal keine neuen Bilder geben, bis Dawn zwei Monate später den letzten und niedrigsten Orbit in einer Höhe von 375 Kilometern erreicht.

DLR / RK

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