Stephen Hawking wird 65
Vor über vierzig Jahren prognostizierten Ärzte dem schwerkranken Astrophysiker Stephen Hawking, dass er nicht mehr lange zu Leben habe. Glücklicherweise hatten sie Unrecht.
Stephen Hawking wird 65
Vor über vierzig Jahren prognostizierten Ärzte dem schwerkranken Astrophysiker Stephen Hawking, dass er nicht mehr lange zu Leben habe. Glücklicherweise hatten sie Unrecht.
London (dpa) - Eigentlich müsste Stephen Hawking schon seit vielen Jahren tot sein - gestorben ungefähr 1966, an den Folgen der Muskelschwäche ALS. Aber glücklicherweise haben sich die Ärzte, die dem jungen Studenten der Elite-Universität Cambridge ihre Prognose stellten, damals geirrt. Und so ist Hawking vier Jahrzehnte später immer noch am Leben. Ein Bündel Mensch zwar nur noch, schwerst behindert. Aber zugleich der bekannteste Wissenschaftler der Welt. Am 8. Januar 2007 wird der englische Astrophysiker 65 Jahre alt.
Bis zu jenem schicksalhaften Termin bei den Ärzten verlief das Leben des Arztsohnes in einigermaßen normalen Bahnen. An der Schule und in der Uni galt er als begabt, aber keineswegs als Genie. Nach einigen Semestern Physik in Oxford hatte sich Hawking gerade für ein Studium der Kosmologie in Cambridge entschieden, als er Probleme mit der Gesundheit bekam. 1963 stellten die Ärzte bei ihm die unheilbare Krankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) fest, die rasch sein Nervensystem zerstören werde. Drei Jahre gaben sie ihm noch.
«Ich träumte, dass ich hingerichtet werden sollte», berichtete er später von jener Zeit. «Plötzlich begriff ich, dass es eine Reihe wertvoller Dinge gab, die ich tun könnte, wenn mir ein Aufschub gewährt würde.» Hawking schrieb seine Doktorarbeit, heiratete, bekam drei Kinder und begann mit der Entwicklung seiner Theorien zum Ursprung des Kosmos. Anfang der 70er Jahre sagte er voraus, dass Schwarze Löcher - riesige, extrem massereiche Objekte im Kosmos - unter bestimmten Umständen Energie verlieren. Heute wird dieses Phänomen «Hawking-Strahlung» genannt.
Mit 32 wurde er in die «Royal Society» der britischen Wissenschaften aufgenommen, mit 37 bekam er in Cambridge den berühmten Lucasischen Lehrstuhl für Mathematik, den einst Sir Isaac Newton innehatte. Über die Welt der Wissenschaft hinaus wurde der Brite aber erst bekannt, als er längst im Rollstuhl saß und nach einer Notoperation mit einem Luftröhrenschnitt auch keine Stimme mehr hatte: 1988 mit seinem populärwissenschaftlichen Sachbuch «Eine kurze Geschichte der Zeit». Weltweite Auflage: mehr als 20 Millionen Exemplare.
Seither ist der Mann im Elektrorollstuhl, der nur noch per Augenbewegung über einen Sprachcomputer mit der Außenwelt kommunizieren kann, so etwas wie der erste «Popstar der Physik» (die Tageszeitung «The Times»). Auf einer Pink-Floyd-Platte («Keep Talking») sprach Hawking mit seiner Synthesizer-Stimme die einleitenden Sätze, im Fernsehen kam er in der Zeichentrickserie «Die Simpsons» zu Ehren, und im Kino spielte er sich in einer Folge von «Raumschiff Enterprise» selbst.
Derzeit dreht der angesehene Professor, der seine Theorien oft genial vereinfachen kann, einen neuen Film und schreibt an einem Kinderbuch. «Es wird ein bisschen wie Harry Potter im Weltall sein, über die Wissenschaft, nur ohne Magie», verriet er vorab.» Zudem machte er gerade durch die Trennung von seiner zweiten Frau Elaine Schlagzeilen. Das Boulevardblatt «The Sun», das sich ansonsten eher selten mit Astrophysik beschäftigt, ließ es sich nicht nehmen zu witzeln, Hawkings Ehe sei «in ein Schwarzes Loch gefallen».
Aber auch dies zeigt, welche Faszination von dem behinderten Forscher ausgeht: Die kleine zusammengekrümmte Gestalt, die sich aus eigener Kraft überhaupt nicht mehr bewegen kann, ist für viele der Beweis, was mit der Kraft der Gedanken alles möglich ist. Der «Spiegel» erhob Hawking zum «Jahrhundertgenie», die BBC sogar zum «Master of the Universe» («Meister des Universums»). Unter Kollegen gilt er hingegen nur als ein renommierter Forscher von vielen. Vielen gilt er dennoch als ein Anwärter auf den Nobelpreis.
Zudem macht der prominente Professor seit einiger Zeit weniger durch Forschungserfolge als durch düstere Prophezeiungen von sich reden. Hawking ist der Meinung, dass die Menschheit langfristig nur auf anderen Planeten überleben kann, weil es auf der Erde 250 Grad heiß werden und Schwefelsäure regnen wird. Aber, wie er aus eigener Erfahrung weiß: Mit Prognosen kann man sich irren.
Christoph Sator, dpa
Weitere Infos:
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Homepage von Stephen Hawking:
http://www.hawking.org.uk/home/hindex.html