„Stern essen Planet auf“
Durch die Gravitation saugt ein Stern einem nahen Planeten langsam Gas ab.
Der Planet mit dem Namen WASP-12b, der fast anderthalb mal die Größe von Jupiter hat, bewegt sich innerhalb von etwas mehr als einem Tag um seinen Stern. „Das gesamte System befindet sich in einer Entfernung von 1400 Lichtjahren von unserer Sonne“, sagt Luca Fossati vom Argelander-Institut für Astronomie der Universität Bonn. Schon vor drei Jahren hat sein Team eine ungewöhnliche Gaskonzentration in der Nähe des Sterns entdeckt, deren Ursprung aber unbekannt war. Neue Beobachtungen an verschiedenen Großteleskopen – wie beispielsweise dem Hubble-Weltraumteleskop und dem Radioteleskop in Effelsberg – sowie eine detaillierte Analyse haben jetzt gezeigt, dass es sich um eine Gaswolke um den Planeten handelt.
Abb.: Künstlerische Darstellung des Sterns und seines Planeten WASP-12b. (Bild: A. Feild, STScI / NASA)
Mit „nur“ 4,5 Millionen Kilometern Entfernung bewegt sich dieser Planet auf einer sehr engen Bahn um sein Zentralgestirn. Zum Vergleich: Der Abstand von unserer Erde zu unserer Sonne beträgt fast 150 Millionen Kilometer. Der extrem kleine Abstand zu seinem Stern hat für den Planeten dramatische Folgen: „Er wird stark aufgeheizt, und sein Gas beginnt zu kochen“, sagt Fossati. Aus diesem Grunde bildet sich eine dreimal so große Gashülle, die dann von dem Stern nach und nach aufgesaugt wird.
Die Analyse der Wissenschaftler hat außerdem gezeigt, dass solche Planetendramen nicht selten sind. „Es kommt durchaus häufiger vor, dass sich ein Mutterstern seine eigenen Planeten einverleibt“, sagt Fossati. Theoretische Überlegungen der Wissenschaftler deuten daraufhin, dass es im Weltall noch etliche solcher Systeme geben muss, deren Entdeckung aber nur mit den größten Teleskopen möglich erscheint. Es warten also spannende Aufgaben für das neue James-Webb-Weltraumteleskop der Amerikaner und das europäische Riesentelekop E-ELT.
U. Bonn / PH