Strom aus dem Schacht
Neue Studie zeigt, dass Bottroper Zeche als Pumpspeicheranlage geeignet ist.
Alte Kohleschächte als Speicher für Ökostrom? Diese Idee scheint tatsächlich machbar. Das hat das Pilotprojekt auf der Zeche Prosper-Haniel in Bottrop ergeben. Seit 2012 untersuchen Forscher der Universitätsallianz Ruhr, ob sich ein unterirdisches Pumpspeicherkraftwerk nach 2018 bauen lässt. Diese Woche haben die Partner erste Ergebnisse der Machbarkeitsstudie vorgestellt. Umweltminister Remmel sicherte zudem 850.000 Euro für weitere Untersuchungen zu. Das Geld stellen das Land und der Bund bereit; NRW hat das Vorhaben bisher schon mit 1,3 Millionen Euro gefördert.
Abb.: Schema eines unterirdischen Pumpspeicherkraftwerks, wie sie im Ruhrgebiet realisiert werden könnten. (Bild: UPSW)
Ein unterirdisches Pumpspeicherkraftwerk würde dafür sorgen, dass der überschüssige Strom aus Wind- und Sonnenenergie nicht verloren geht. Das passiert, indem Wasser umgewälzt wird. Solche Kraftwerke haben sich über Tage bereits bewährt. Bei Bürgern sind sie aber unbeliebt, da sie viel Platz brauchen. Platz, den Stollen und Schächte bieten. Allerdings sind stillgelegte Zechen nicht geeignet, haben die 50 Forscher der Universitäten Duisburg-Essen und Bochum sowie von den Unternehmen RAG und DMT herausgefunden. Denn der Zustand dieser Anlagen ist nicht exakt bekannt. Anders beim Bottroper Pütt. Er ist bis Ende 2018 voll in Betrieb, und auch die technischen Voraussetzungen, etwa die Fallhöhen zwischen den Sohlen, stimmen.
„Prosper-Haniel ist geologisch und von der Infrastruktur her geeignet, um hier ein unterirdisches Pumpspeicherkraftwerk als geschlossenes System umzusetzen“, sagt André Niemann. Der Experte für Wasserbau und Wasserwirtschaft leitet das Projekt. „Wir gehen von einem Speichervolumen von 600.000 Kubikmetern aus. Das heißt, bei voller Ladung bekäme man vier Stunden lang eine Leistung von etwa 200 Megawatt. Das reicht für 450.000 Haushalte.“
Rechtlich gibt es keine Bedenken, und auch die Bürger scheinen aufgeschlossen: In einer repräsentativen Umfrage hat eine große Mehrheit ihre Zustimmung signalisiert. Allerdings rechnet sich der Pumpspeicher nicht. Jedenfalls nicht zurzeit, betont Hermann-Josef Wagner: „Zwar sind die Kosten einer untertägigen Anlage mit 600 bis 2.400 Euro pro Kilowatt vergleichbar mit denen einer oberirdischen. Allerdings sind die regulatorischen Bedingungen in Deutschland gerade sehr ungünstig“, erklärt der Energie-Experte der RUB: „Für Stromspeicher etwa wird ein doppeltes Netzentgelt verlangt.“ So werde leider nicht wertgeschätzt, wie flexibel solche Kraftwerke auf die Stromnachfrage reagieren können.
Dennoch zeigten sich Umweltminister Johannes Remmel und RAG-Vorsitzender Bernd Tönjes bei dem Termin auf Prosper Haniel optimistisch, dass aus alten Schächten einmal grüner Strom kommen wird. Das Ruhrgebiet sei prädestiniert hierfür, waren sie sich einig, auch was das Know-how angeht. So heißt es in der Machbarkeitsstudie, dass das Projekt überwiegend mit Partnern aus NRW umgesetzt werden kann. „Die Industrie“, bestätigt Niemann, „hat schon jetzt großes Interesse.“ Der neue Förderbescheid wird helfen, dass es zunimmt.
UA Ruhr / JOL