21.05.2024

Thermische Falle für Sonnenwärme

Prototyp absorbiert Sonnenstrahlung und wird heißer als eintausend Grad.

Für die Herstellung von Zement, Metallen und vielen Chemikalien sind sehr hohe Temperaturen von mehr als eintausend Grad Celsius nötig. Um diese Hitze zu erreichen, werden derzeit meist fossile Brennstoffe verbrannt: Kohle oder Erdgas, wodurch große Mengen an Treibhaus­gasen freigesetzt werden. Mit erneuer­barer Elektri­zität zu heizen ist keine Alternative, da dies bei diesen hohen Temperaturen ineffizient wäre. Obwohl ein Großteil unserer Wirtschaft und Gesellschaft in den nächsten Jahrzehnten klimaneutral werden soll, werden diese Industrie­prozesse wohl auch in nächster Zeit mit fossilen Brennstoffen betrieben werden. Sie gelten als schwer dekarbonisierbar. Bislang.

Abb.: Wesentlicher Bestandteil der thermischen Falle ist ein Zylinder aus...
Abb.: Wesentlicher Bestandteil der thermischen Falle ist ein Zylinder aus Quarz. Er erreichte in den Experimenten eine Temperatur von 1050 Grad Celsius und glühte bei dieser Hitze.
Quelle: E. Casati, ETHZ

Forschende der ETH Zürich zeigen nun einen Weg auf, um diese Industrien unabhängig zu machen von fossilen Brennstoffen: Das Team um Emiliano Casati in der Gruppe für Energie- und Prozess­systemtechnik und Aldo Steinfeld entwickelten eine thermische Falle. Sie erzeugt mit Hilfe von Sonnenstrahlung die für die Produktionsprozesse benötigten hohen Temperaturen und gibt diese Hitze auch ab. Wesentlicher Bestandteil ist ein Quarzstab, der dank seinen optischen Eigenschaften Sonnenlicht effizient absorbieren und in Wärme umwandeln kann. In den Labor­experimenten hatte dieser Quarzstab einen Durchmesser von 7,5 Zentimetern und war dreißig Zentimeter lang. Die Forschenden beschienen ihn mit künstlichem Licht, dessen Intensität 135-fach konzen­triertem Sonnenlicht entsprach, und erreichten damit Temperaturen bis zu 1050 Grad Celsius. Frühere Studien anderer Forschender erzielten mit solchen thermischen Fallen maximal 170 Grad.

Zwar gibt es schon heute Technologien, um Sonnenenergie zu konzentrieren. Unter anderem in Spanien, den USA und China stehen große konzen­trierende Solar­kraftwerke zur Elektrizitäts­gewinnung. Diese Anlagen arbeiten in der Regel bei Temperaturen von bis zu 600 Grad. Bei höheren Temperaturen nimmt der Wärmeverlust durch Abstrahlung zu und würde die Effizienz der Anlagen verringern. Ein wesentlicher Vorteil der neuen thermischen Falle ist, dass sie die Wärme einfängt und die Abstrahlung auf ein Minimum reduziert. „Unser Ansatz verbessert den Wirkungsgrad der Absorption von Sonnenlicht erheblich“, sagt Casati. „Wir sind deshalb zuversichtlich, dass diese Technologie die Entwicklung von Hoch­temperatur-Solaranlagen ermöglicht.“ Detaillierte technisch-wirt­schaftliche Analysen stünden allerdings noch aus, sagt er. Sie hätten den Rahmen der aktuellen Experimental­studie gesprengt.

asati forscht an der ETH Zürich weiter, um die Methode zu optimieren. Eines Tages könnte die Technologie es ermöglichen, Sonnenenergie nicht nur für die Strom­produktion, sondern auch für die Dekar­bonisierung von energieintensiven Industriezweigen in grossem Stil zu nutzen. „Um den Klimawandel zu bekämpfen, müssen wir Energie generell dekar­bonisieren“, sagt Casati. „Oft denkt man bei Energie nur an Strom, aber tatsächlich verbrauchen wir etwa die Hälfte unserer Energie in Form von Wärme.“

ETHZ / JOL

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