Tief im Inneren der Galaxie M87
Jet stammt aus der nächsten Umgebung des zentralen schwarzen Lochs.
Supermassereiche schwarze Löcher in den Zentren von Galaxien sind eines der rätselhaftesten Phänomene in der modernen Astrophysik. Ihr gewaltiger Energieausstoß wird im Allgemeinen auf die Umwandlung von Gravitationsenergie in Strahlung zurückgeführt. Aktive schwarze Löcher produzieren Strahlung über die Akkretion von Materie. Es entsteht eine Akkretionsscheibe, die die Zentralquelle umgibt. Ein deutliches Anzeichen für den Akkretionsvorgang im Zentralbereich von Galaxien stellen Jets dar, die sich über etliche Millionen Lichtjahre Entfernung vom Galaxienzentrum aus erstrecken und damit weit über den sichtbaren Bereich der Galaxie hinausragen.
Abb.: Schematische Darstellung des turbulenten Masseninjektionsprozesses von der Akkretionsscheibe eines supermassereichen schwarzen Lochs in ein globales Magnetfeld. (Bild: A. M. Quetz, MPIA)
M87, die 50 Millionen Lichtjahre entfernte Zentralgalaxie des Virgo-
Trotz einer Fülle von Beobachtungsmaterial ist die genaue Art und Weise, wie der leuchtkräftige Jet an das akkretierende schwarze Loch koppelt, unbekannt. Ein Forscherteam unter der Leitung von Silke Britzen vom MPI für Radioastronomie in Bonn liefert jetzt Hinweise für die Verbindung von Akkretionsscheibe und Jet von M87 durch turbulente Prozesse. Die Forscher sind das Problem dadurch angegangen, dass sie interferometrische Radiobeobachtungen von M87 mit dem Very Long Baseline Array analysiert haben. Dadurch kann bei einer Frequenz von 15 GHz eine Winkelauflösung von 0,6 Millibogensekunden am Himmel erreicht werden, das entspricht 0,16 Lichtjahren oder 84 Schwarzschildradien für M87.
„Soweit wir wissen, ist dies das erste Mal, dass die Vorgänge im Zusammenhang mit dem Fußpunkt des Jets, also seiner Entstehung, und dem Aufladen des Jets mit Material untersucht werden konnten“, sagt Britzen. Schnelle turbulente Prozesse, bei denen magnetische Rekonnektion eine wichtige Rolle spielt, wie man sie im kleineren Maßstab von Vorgängen auf der Sonnenoberfläche her kennt, bieten die beste Möglichkeit zur Erklärung der Beobachtungsergebnisse. „Es gibt gute Gründe anzunehmen, dass die Oberfläche der Akkretionsscheiben sich ähnlich verhält wie die Sonnenoberfläche – blubberndes heißes Gas mit ständiger magnetischer Aktivität wie Rekonnektion und Strahlungsausbrüchen“, ergänzt Christian Fendt vom MPI für Astronomie, Experte für die theoretische Modellierung von Jets. Während nahe der Oberfläche der Akkretionsscheibe eher kleinskalige magnetische Strukturen die Massenübertragung in die Jets dominieren, bleibt über größere Distanzen hin nur das globale spiralförmige Magnetfeld bestehen und dirigiert die Bewegung des Jets.
In Zukunft werden Beobachtungen bei noch höheren Frequenzen und somit besserer Winkelauflösung mit dem Event Horizon Telescope es ermöglichen, sich den supermassereichen schwarzen Löchern in den Zentren von aktiven Galaxien noch weiter zu nähern.
MPIfR / RK