24.03.2016

Trickfilm aus dem Maschinenraum des Lebens

Nanophotonik klärt Prozessschritte der RNA-Polymerase auf.

Einem Forscherteam um den Braunschweiger Physiko­chemiker Philip Tinnefeld und der Biochemikerin Dina Grohmann ist es gelungen, Veränderungen in der RNA-Polymerase während ihrer Arbeit sichtbar zu machen. Im Nanometer Bereich haben sie dafür Farbstoffe auf zwölf Proteinen platziert, deren Hellig­keit sich je nach ihrer Entfernung zueinander verändert. Vergleichbar mit einem Daumenkino, konnten die Forscher mit ihren Aufnahmen außerdem nachweisen, wie die Arbeit der RNA-Polymerase durch verschiedene Faktoren gesteuert und beeinflusst wird.

Abb.: Während ihres Aktivitätszyklus in der Zelle interagiert die RNA-Polymerase sowohl mit DNA als auch mit verschiedenen Faktoren. (Bild: PCI / TU Braunschweig)

Ob Bakterium, Pflanze oder Tier – nur wenige Enzyme sind baugleich in allen lebenden Organismen wiederzufinden. Unter diesen Molekülen befindet sich eine der zentralen Arbeits­einheiten einer Zelle, die RNA-Polymerase. Ihre Aufgabe ist es, die in der DNA kodierte genetische Information zu lesen und umzuschreiben, d.h. die Transkription. Reguliert und gesteuert wird diese Arbeit durch unterschiedliche Faktoren, deren Einfluss und Wirkung auf die molekulare Übersetzungs­maschine bislang ungeklärt sind. „Es immer noch ein Rätsel, wie dieser hoch­konservierte biologische Prozess mit ungeheurer Verlässlich­keit und Kontrolle durch die Transkriptions­faktoren in den Zellen ablaufen kann“, sagt Tinnefeld.

Die atomare Aufschlüsselung der RNA-Polymerase-Struktur über Röntgen­struktur­analysen liefert der Wissenschaft sozusagen nur ein Stand­bild der dynamischen molekularen Maschine. Die so genannten Konformations­änderungen, die einen entscheidenden Schlüssel für die Funktions­weise der hochkomplexen Transkriptions­maschinerie darstellen, konnten damit jedoch nicht erfasst werden. Philip Tinnefeld und seiner Arbeits­gruppe „NanoBioScience“ ist es nun gelungen, die Vermutung von der Veränderung der RNA-Polymerase während ihrer Arbeit zu bestätigen und darüber hinaus auch die Faktoren und deren Wirkungs­weise aufzuklären, die sie dabei beeinflussen. „Das Verständnis von der Arbeits­weise der RNA-Polymerase, ihrer beeinflussenden Faktoren und deren Wirkungs­weise legt die Grundlage für die Aufklärung erblich bedingter Krank­heiten sowie die Entwicklung von personalisierter Medizin“, erklärt Dina Grohmann.

Um einen Einblick in die Funktion der RNA-Polymerase und der sie steuernden Transkriptions­faktoren unter nahezu un­beeinflussten Bedingungen zu erhalten, hat das Team eine Einzel­molekül­technik eingesetzt. Verfolgt haben sie damit bestimmte, relevante Abstände mit nano­meter­genauer Auflösung durch den gesamten Transkriptions­prozess auf der Polymerase. Dazu setzten sie den Komplex aus RNA-Polymerase und DNA auf einem Deckglas zusammen und markierten ihn mit verschiedenen Fluoreszenz­farb­stoffen spezifischen Stellen. In einem als FRET (Förster-Resonanz-Energie­transfer) bezeichneten Prozess übertragen die beiden Farbstoffe abhängig von ihrem Abstand zueinander Energie.

Befinden sie sich in räumlicher Nähe, leuchtet der rote Farbstoff, sind sie weiter auseinander positioniert, leuchtet der grüne Farb­stoff stärker. Aus dem Verhältnis der Farb­intensitäten lassen sich dann exakte Abstände und Abstands­änderungen auf der RNA-Polymerase quantitativ messen. Auf diese Weise hat das Team tausende einzelner Transkriptions­komplexe untersucht, so dass sie die Veränderung der RNA-Polymerase in jeder Phase ihrer Aktivität bestimmen konnten. „Im Gegensatz zum Standbild, haben wir mit unserer Arbeit quasi einen molekularen ‚Stop-Motion‘ Film der aktiven RNA-Polymerase erstellt, der im Detail und mit hoher Präzision die hohe Flexibilität der Transkriptions­maschinerie zeigt“, fasst Tinnefeld das Forschungs­ergebnis zusammen.

TU Braunschweig / DE

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