28.11.2016

Triplett-Zustände in organischen Halbleitern

Neue Detailanalyse könnte für effizientere Solarzellen genutzt werden.

Das Helmholtz-Zentrum Berlin und die Freie Univer­sität Berlin betreiben gemeinsam das Berlin Joint EPR Lab, um die Rolle von Spin-Zuständen in Energie-Materia­lien zu analysieren. Ein inter­nationales Team hat nun in orga­nischen Halb­leitern untersucht, wie durch Licht­absorption erzeugte Singulett-Anregungs­zustände sich aufspalten. Sie konnten komplexe Anregungs­zustände beobachten, die deutlich länger als erwartet stabil blieben. Ihre Ergebnisse eröffnen neue Wege, um die Singulett-Auf­spaltung gezielt zu nutzen, nicht nur für die Optimierung von Solar­zellen, sondern auch in spin­tronischen Bau­elementen.

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Abb.: Anregungszustände des Elektronenspins könnten künftig dazu beitragen, Solarzellen noch effizienter zu machen. (Bild: L. Weiss, Cambrigde)

Licht kann in Halbleiter­materialien Atome oder Moleküle anregen und damit elek­trische Ströme erzeugen. Nach diesem Prinzip funktionieren Solarzellen. In vielen Materia­lien erzeugt ein Photon ein Singulett-Exziton. In manchen Materia­lien kann dieses spontan in zwei neue Exzitonen aufspalten, die in einem Triplett-Zustand jeweils einen anderen Spin besitzen. Diese angeregten Triplett-Exzitonen wandern durch das Material und erzeugen im Ideal­fall wieder jeweils ein bewegliches Elektron und somit doppelt so viel elektrischen Strom wie ohne Singulett-Auf­spaltung. Daher ist es hoch­interessant Materialien in Solar­zellen zu integrieren, in denen Singulett-Auf­spaltung auftritt.

Die technische Umsetzung des Konzepts ist jedoch schwierig, denn die Triplett-Exzi­tonen-Paare zeichnen sich häufig durch extrem kurze Lebensdauern aus, die auch vom Spin-Zustand abhängen. Es ist daher aufschluss­reich, die Spin-Zustände von der Erzeugung des Triplett-Paars bis zum Zerfall experi­mental zu beobachten. bNun hat ein Team um Jan Behrends, Junior­professor an der Freien Universität Berlin und dem Helmholtz-Zentrum Berlin HZB in Zusammenarbeit mit der University of Cambridge den Spin-Zustand in einem orga­nischen Halb­leiter im Zeitverlauf gemessen. Am Berliner Joint EPR Lab konnte dazu die Methode der Elektronen-Para­magnetischen-Resonanz-Spek­troskopie mit anderen Mess­verfahren kombiniert werden.

Jan Behrends und sein Team beo­bachteten in ihren Experi­menten sowohl schwach als auch stark gekoppelte Spin-Zustände, was auf eine Koexistenz von unter­schiedlichen Paaren hinweist. Außerdem konnten sie stark gekoppelte Zustände noch einige Mikro­sekunden nach deren Erzeugung messen. Bisher waren sie davon ausgegangen, dass die Lebens­dauer dieser Zustände viel kürzer ist. Um die Effizienz von Solar­zellen zu erhöhen, kommt es nun darauf an, die stark gekoppelten Spin-Zustände aufzuspalten. Auch über die Photo­voltaik hinaus eröffnet diese Arbeit neue Möglichkeiten. So können die Erkennt­nisse hilfreich sein, um schnelle und energie­effiziente elek­tronische Bauelemente zu entwickeln, die solche Spin-Eigenschaften ausnutzen.

HZB / JOL

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