Turbulenz sorgt für Eis in Wolken
Theoretisch vorhergesagter Zusammenhang erstmals in der Natur beobachtet.
Vertikale Luftbewegungen erhöhen die Eisbildung in Mischphasenwolken. Dieser seit langem theoretisch vorhergesagte Zusammenhang konnte jetzt erstmals in der Natur beobachtet werden. Das geht aus Messungen eines Teams des Leibniz-
Die Bildung von Eis in Wolken ist ein Kernelement des Wasserkreislaufs auf der Erde. In dem komplexen Zusammenspiel von Aerosolpartikeln, Luftbewegung und mikrophysikalischen Eigenschaften der Wolken ist es schwierig, den Eisbildungsprozess zu isolieren, um ihn einzeln untersuchen zu können. Doch das Verstehen dieser Prozesse im Detail notwendig, um diesen Mechanismus in den Wetter- und Klimamodellen besser abzubilden.
Um andere Prozesse auszuschließen, konzentrierten sich die Forscher auf eine wenig spektakuläre und daher wenig betrachtete Form von Wolken. Sie untersuchten große Wolkenfelder in zwei bis acht Kilometern Höhe, die in ihrer vertikal jedoch nur hundert bis zweihundert Meter ausgedehnt waren und mit etwa einem Mikrogramm pro Kubikmeter extrem wenig Eis enthielten. Dadurch lässt sich sowohl das Eis mit einem Wolkenradar als auch die vertikale Luftbewegung mit einem Doppler-
„Der Effekt wurde erst sichtbar, als wir das Eis direkt an der Wolkenunterkante betrachtet haben. Dadurch gelang es uns, erstmals den Zusammenhang zwischen Turbulenz und Eisbildung vor Ort in der Atmosphäre nachzuweisen. Je stärker eine Wolke also durchgeschüttelt wird, desto mehr Eis fällt aus ihr heraus“, berichtet Johannes Bühl vom Tropos. Dieser Zusammenhang wurde für Wolken gemessen, die kälter als minus zwölf Grad Celsius sind. Als nächstes wollen die Wissenschaftler den Einfluss der Aerosole näher erkunden, indem sie den Anfang – die Eisnukleation – und das Ende – den Niederschlag von Eispartikeln – des Eisbildungsprozesses näher unter die Lupe nehmen.
Die Eisbildung in Wolken ist ein wichtiger Prozess in der Atmosphäre, denn ohne dieses Eis würde aus den Wolken in den mittleren Breiten der Erde praktisch kein Niederschlag fallen. So weitreichend diese Vorgänge auch sind, viele Details davon sind bisher nicht ausreichend verstanden und werden daher in den Wetter- und Klimamodellen nicht berücksichtigt. Entsprechend ist die Niederschlagsvorhersage mitunter deutlich häufiger mit Fehlern behaftet als die Vorhersagen für die Temperaturen.
Tropos / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung:
J. Brühl et al.: Impact of vertical air motions on ice formation rate in mixed-phase cloud layers, Climate Atm. Sc. 2, 36 (2019); DOI: 10.1038/s41612-019-0092-6 - AG Bodengebundene Fernerkundung, Abt. Fernerkundung atmosphärischer Prozesse, Leibniz-Institut für Troposphärenforschung, Leipzig