12.06.2013

Veränderliche einmal anders

Helligkeitsschwankungen von 36 Sternen in NGC 3766 deuten auf eine neue Klasse hin.

Am La-Silla-Observatorium der ESO in Chile haben Astronomen eine neue Art von veränderlichen Sternen entdeckt. Der Fund basiert auf dem Nachweis sehr kleiner Änderungen der Helligkeit von Sternen in einem Sternhaufen. Die Beobachtungen enthüllen zuvor unbekannte Eigenschaften dieser Sterne, die gängigen Theorien widersprechen und Fragen über die Ursache der Helligkeitsschwankungen aufwerfen.

Abb.: Der Sternhaufen NGC 3766. (Bild: ESO)

Das Astronomenteam vom Observatoire de Genève hat mit dem vergleichsweise kleinen Schweizer Leonhard-Euler-Teleskop von 1,2 Metern Durchmesser eine außergewöhnliche Präzision erreicht. Die Ergebnisse basieren auf regulären Helligkeitsmessungen von mehr als dreitausend Sternen im offenen Sternhaufen NGC 3766 über einen Zeitraum von sieben Jahren. NGC 3766 befindet sich ungefähr 7000 Lichtjahre von der Erde entfernt im südlichen Sternbild Centaurus und wird auf ein Alter von etwa 20 Millionen Jahren geschätzt. Den Messungen nach folgen 36 Sterne des Sternhaufens einem unerwarteten Muster – sie weisen eine winzige, regelmäßige Helligkeitsschwankung auf in der Größenordnung von 0,1 Prozent der normalen Helligkeit der Sterne. Diese Schwankungen haben Perioden zwischen zwei bis zwanzig Stunden. Die Sterne sind etwas heißer und heller als die Sonne.

Viele Sterne sind als veränderliche oder pulsierende Sterne bekannt, weil ihre scheinbare Helligkeit sich mit der Zeit ändert. Dies hängt auf komplexe Weise von den Eigenschaften in ihrem Inneren ab. „Die bloße Existenz dieser neuen Klasse von veränderlichen Sternen ist eine Herausforderung für die Astrophysiker”, sagt Sophie Saesen von der Universität Genf. „Die heutigen theoretischen Modelle sagen voraus, dass sie ihre Helligkeit nicht periodisch ändern dürften. Unsere derzeitigen Bemühungen konzertieren sich daher darauf, mehr über diese seltsame Art von Sternen herauszufinden."

Der Grund für die Veränderlichkeit der Sterne ist noch unbekannt, doch einige der Sterne scheinen sehr schnell zu rotieren. Sie drehen sich mit Geschwindigkeiten von mehr als der Hälfte der ‚kritischen Geschwindigkeit um sich selbst. „Unter diesen Bedingungen wird die schnelle Drehung einen wichtigen Einfluss auf die Eigenschaften im Inneren haben, wir können Änderungen in der Helligkeit dieser Sterne jedoch noch nicht angemessen modellieren”, erklärt Nami Mowlavi, Leiter der Genfer Forschungsgruppe.

ESON / AH

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