12.04.2016

Versteckte Braune Zwerge

Signifikante Asymmetrie in der Ver­teilung deutet auf große Zahl bis­lang un­ent­deck­ter Ob­jekte.

Bislang glaubte man, die Umgebung der Sonne und die dort behei­ma­teten braunen Zwerge sehr gut zu kennen. Eine Studie von Gabriel Bihain und Ralf-Dieter Scholz vom Leibniz-Institut für Astro­physik Potsdam stellt das jedoch infrage. Die tat­säch­liche Anzahl brauner Zwerge in ver­schie­denen Himmels­regionen zu kennen ist wichtig, um den Prozess der Stern­ent­stehung und die Bewe­gungen von Sternen in der Milch­straße besser zu ver­stehen. Braune Zwerge sind eine Art Binde­glied zwischen Sternen und Planeten. Mit ihrer geringen Masse von weniger als etwa sieben Prozent der Sonnen­masse können sie in ihrem Inneren nicht genug Druck und Hitze für die Wasser­stoff­fusion zu Helium auf­bauen.

Abb.: Die Verteilung der bekannten nahen braunen Zwerge vor einem Himmels­pano­rama im infra­roten Licht. Der Pfeil zeigt Rota­tions­rich­tung der Milch­straße, die Linie trennt die beiden Hemi­sphären. (Bild: AIP/2MASS)

Bihain und Scholz haben sich die Verteilung bekannter naher braunen Zwerge jetzt aus einem neuen Blick­winkel ange­sehen. Über­raschender­weise fanden sie eine signi­fi­kante Asymmetrie, die stark von der Ver­teilung der Sterne abweicht. „Ich habe die bekannten nahen braunen Zwerge auf die galak­tische Ebene proji­ziert und bemerkt: der halbe Himmel ist beinahe leer! Das war ein völlig uner­wartetes Ergebnis, denn wir be­trachten eine Umge­bung, die gleich­förmig aus­sehen sollte“, beschreibt Bihain seine Ent­deckung. Die leere Region über­lappt von der Erde aus ge­sehen zu einem großen Teil mit dem Nord­himmel.

Die Forscher gehen davon aus, dass es viele weitere braune Zwerge gibt, welche die von ihnen ge­fundene Lücke füllen. Wenn sich diese An­nahme als richtig heraus­stellt, bedeutet das, dass die Stern­ent­stehung mit einem Ver­hältnis von einem braunen Zwerg zu vier Sternen deut­lich öfter fehl­schlägt als bis­lang ge­dacht. In jedem Fall müsste das etab­lierte Bild der Sonnen­um­gebung und der Eigen­schaften der Popu­lation brauner Zwerge ins­ge­samt neu ge­prüft werden.

„Es ist durchaus wahrscheinlich, dass sich neben normalen braunen Zwergen auch weitere Objekte mit noch gerin­gerer, plane­tarer Masse in den Beob­achtungs­daten ver­stecken. Es lohnt sich also defi­nitiv, die vor­handenen und zu­künf­tigen Daten noch einmal neu zu durch­forsten“, so Scholz.

AIP / RK

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