31.07.2007

Vier Jahre in der Warteschleife

Premiere für die US-Raumfähre «Endeavour»: Im November 2002 flog der Space-Shuttle zum letzten Mal zur Internationalen Raumstation (ISS).

Washington (dpa) - Premiere für die US-Raumfähre «Endeavour»: Vor knapp fünf Jahren flog der Space-Shuttle zum letzten Mal zur Internationalen Raumstation (ISS). Es war der letzte Flug, bevor die Raumfähre «Columbia» am 1. Februar 2003 mit sieben Astronauten an Bord tödlich verunglückte. Seitdem blieb die «Endeavour» am Boden und wurde mit allen Sicherheitsvorkehrungen ausgestattet. Sollte das Wetter mitspielen, wird die Raumfähre am Dienstag kommender Woche (7. August) um 23.02 Uhr MESZ in Cape Canaveral (Florida) starten.

Der elf Tage lange Weltraumeinsatz von Kommandant Scott Kelly und seiner sechsköpfigen Crew sieht auf den ersten Blick nicht so spektakulär aus wie die letzten Flüge der Raumfähren «Atlantis» und «Discovery». Nach Angaben der NASA ist von allem etwas dabei: Ausbau der ISS, Reparatur und Versorgung. Allein 100 Arbeitsstunden umfasst der Laufzettel für das Entladen von 2,5 Tonnen Ersatzteilen, Kleidung, Nahrung und Medikamenten sowie wissenschaftliche Experimente.

Die «Endeavour»-Crew soll an der ISS unter anderem ein neues, rund 2,5 Tonnen schweres Verbindungsstück anbringen. An «Stubby», wie das S5-Teil in der Astronautensprache liebevoll heißt, wird im Januar 2009 dann ein Segment mit dem letzten Paar Sonnensegeln angedockt.

Die sieben US-Astronauten stehen beim Abarbeiten ihrer Laufzettel erstmals nicht unter dem üblichen Zeitdruck. Als erste Raumfähre kann die «Endeavour» jetzt auch das Energiesystem der ISS anzapfen. Sollte etwas nicht wie erwartet klappen oder sollte wieder eine Reparatur im Weltall notwendig sein, kann das Kontrollzentrum in Houston ohne Probleme drei zusätzliche Tage und einen vierten Außeneinsatz an das Programm anhängen. Wenn auch das letzte Paar Sonnensegel gesetzt ist, können Raumfähren sogar sechs Tage länger im All bleiben als bisher.

Drei Crew-Mitglieder fliegen zum ersten Mal ins All - aber alle Augen sind vor allem auf Barbara Morgan gerichtet. Die 55-Jährige hat nicht die übliche Karriere als Kampfpilotin hinter sich. Morgan ist Lehrerin. Sie ist durch ein Tal der Tränen gegangen und steht nach 20 Jahren jetzt vor dem Gipfel.

Die NASA rief 1984 das Programm «Lehrer im Weltall» ins Leben, um Schüler für wissenschaftliche Fächer und Raumfahrt zu begeistern. Christa McAuliffe sollte die erste Lehrerin sein. Morgan wurde als deren Vertreterin ausgewählt. McAuliffe gehörte dann zu der siebenköpfigen Crew, die am 28. Januar 1986 bei der Katastrophe der Raumfähre «Challenger» ums Leben kam. Die NASA strich danach das Lehrerprogramm. Die Verbindungen zu Morgan rissen aber nicht ab.

Die NASA gab der Lehrerin 1998 die Chance, Astronautin zu werden. Sie wird jetzt mit der «Endeavour» fliegen, dem Nachfolgemodell für die «Challenger», mit der ihre Freundin McAuliffe ums Leben kam. Morgan steht nicht nur das normale Arbeitsprogramm der anderen Crew- Mitglieder bevor. Sie soll außerdem als erste Pädagogin von der ISS aus in einer eher ungewöhnlichen Unterrichtsform Schüler und Jugendliche für die Raumfahrt begeistern.

Hans Dahne, dpa 

Hintergrund - Die Raumfähre «Endeavour» 
Die Raumfähre «Endeavour» ist das jüngste der drei noch aktiven Space-Shuttle der US-Raumfahrtbehörde NASA. Sie ist der Ersatzshuttle für die «Challenger», die am 28. Januar 1986 etwas mehr als eine Minute nach dem Start verunglückt war. Die «Endeavour» hatte ihren Jungfernweltraumflug im Mai 1992. Dabei wurde ein Nachrichtensatellit eingefangen und in die richtige Umlaufbahn gebracht.

Die Raumfähre ist nach dem Schiff benannt, mit dem der britische Seefahrer und Entdecker James Cook (1728-1779) zu seiner ersten Südseereise aufbrach.

Die «Endeavour» ist der Smart unter den Raumfähren: Mit 37,4 Metern Länge und einem Startgewicht von 109 Tonnen ist sie kürzer und leichter als die «Discovery» und «Atlantis». Außerdem hat sie am wenigsten Zeit im All verbracht: Auf ihren bislang 19 Flügen war die «Endeavour» 206,6 Tage lang im All und hat die Erde 3250 Mal umrundet.

Einer der wichtigsten Weltraumeinsätze führte die «Endeavour» im Dezember 1993 zum Weltraumteleskop «Hubble». Weil das Teleskop unscharfe Bilder lieferte, baute die damalige Crew während des ersten Wartungsfluges ein optisches Korrektursystem ein. Mit fünf Außenbordeinsätzen stellte die «Endeavour» einen NASA-Rekord auf.

Im Februar 2000 begann Mission STS-99: Ziel der so genannten «Shuttle Radar Topography Mission» war eine Höhenkartierung der Erdoberfläche. Ein aktives Radarsystem sammelte Daten, aus denen später ein äußerst genaues Höhenmodell der Erde berechnet wurde. Der letzte Einsatz des Space Shuttles war im November 2002.

Nach dem tödlichen Unglück der Raumfähre «Columbia» am 1. Februar 2003 wurden auch alle Flüge der «Endeavour» auf Eis gelegt. Die Raumfähre wurde modernisiert. Der Space-Shuttle soll nach dem Weltraumeinsatz im August noch vier Mal zur Internationalen Raumstation fliegen und dann bis 2010 ausgemustert werden.

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