06.09.2016

Virtuelle Menschen in 3D

Neues Kamerasystem produziert realistisches dyna­misches Gesamt­bild.

Ein Kamerasystem, mit dem sich Personen für einen perfekten drei­dimen­sio­nalen Ein­druck filmen lassen, haben Forscher des Fraun­hofer-Instituts für Nach­richten­technik ent­wickelt. Kern des Systems ist eine Stereo­kamera: Wie der Mensch mit seinen zwei Augen, nimmt sie eine Person mit zwei Objek­tiven auf. Das stereo­skopische Sehen führt dazu, dass sich Ent­fer­nungen gut ab­schätzen lassen, weil beide Augen aus einem etwas anderen Winkel auf ein Objekt blicken. Dadurch ergibt sich der drei­dimen­sio­nale Ein­druck. Um eine Person aus allen Rich­tungen im Detail auf­zu­nehmen, setzen die Forscher mehr als zwanzig Stereo­kameras ein. Jede Kamera nimmt dabei nur einen Teil der Person auf. Die Heraus­for­derung besteht darin, die einzelnen Kamera­bilder so mit­ein­ander zu fusio­nieren, dass ein realis­tisches Gesamt­bild entsteht.

Abb.: Virtuelle Realität: Das Kamera­system „3D Human Body Recon­struc­tion“ digi­ta­li­siert Menschen. (Bild: Fh.-HHI)

Neben der Kameratechnik haben die Forscher auch Algorithmen ent­wickelt, die aus den stereo­sko­pischen Kamera­bildern sehr schnell Tiefen­infor­mationen extra­hieren können. Diese sind nötig, um die 3D-Gestalt einer aufge­nommenen Person zu berechnen. Letzt­lich erzeugt der Computer aus den Kamera­bildern ein virtu­elles Modell des Menschen, das dann in die Szene über­tragen wird. Die gene­rierte 3D-Ober­flächen­struktur der Person weist dabei viele Details auf. So können beispiels­weise Falten in der Kleidung oder Charak­teris­tika im Gesicht wahr­ge­nommen werden. Dadurch wirkt das Modell in Aus­sehen und Bewe­gung natür­lich und reali­täts­nah.

Das Fusionieren der 3D-Information aus den verschiedenen Kamera­bildern dauert einige Sekunden. Dennoch ist die Illusion perfekt. Das System über­trägt das drei­dimen­sio­nale dyna­mische Modell einer Person zügig in die vir­tu­elle Realität. Ein Mensch kann sich bei der Auf­nahme in dem dafür vor­ge­sehenen Bereich frei bewegen. Das vir­tu­elle Eben­bild stellt jede Geste und Bewe­gung rea­lis­tisch dar. Ziel ist es, dass ein rea­lis­tisches Abbild eines Menschen zu­künftig direkt mit der virtu­ellen Welt inter­agieren kann – zum Beispiel indem es vir­tuelle Objekte greift.

Das neue Kamerasystem soll zukünftig auch für andere Anwen­dungs­gebiete genutzt werden. So arbeiten die Forscher beispiels­weise an virtu­ellen Video­kon­fe­renzen. Es ließe sich aber auch im Info­tain­ment-Bereich ein­setzen. Anstelle eines passiven, fron­talen Fern­seh­erleb­nisses könnte ein Fern­seh­zu­schauer mittels VR-Brille direkt Teil der Spiel­film­szene sein. Er würde nicht nur ein drei­dimen­sio­nales Bild der Fern­seh­szene sehen, sondern auch in ihr virtuell um­her­gehen können und zum Beispiel Teil der Aben­teuer seiner Helden werden.

Fh.-HHI / RK

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