02.02.2016

Weltweit kleinstes Fachwerk

Laser-Lithographie und Pyrolyse erzeugen neuen Nano­werk­stoff.

Das kleinste bislang von Menschen geschaffene Fachwerk haben Forscher des KIT vorge­stellt: Mit Streben­längen von unter einem Mikro­meter und Streben­durch­messern von zwei­hundert Nano­metern sind seine Bau­teile aus glas­artigem Kohlen­stoff rund einen Faktor fünf kleiner als ver­gleich­bare Meta­materialien. Durch die kleine Dimension werden bisher uner­reichte Verhält­nisse von Festig­keit zu Dichte erzielt. Anwendungen als Elek­troden, Filter oder optische Bauteile könnten möglich werden.

Abb.: Erst unter dem Mikroskop kann man das weltweit kleinste Fachwerk erkennen, dessen Strebendurchmesser 0,2 und die Gesamtgröße etwa zehn Mikrometer betragen. (Bild: J. Bauer, KIT)

„Leichtbau-Werkstoffe wie Knochen und Holz findet man überall in der Natur“, erklärt KIT-Forscher Jens Bauer. „Sie vereinen hohe Trag­kraft und kleines Gewicht und sind so ein Vorbild für mecha­nische Meta­materialien für technische Anwen­dungen.“ Meta­materialien sind Stoffe, deren Struktur im Größen­bereich von Mikro­metern gezielt so geplant und herge­stellt werden, dass sie mechanische oder optische Eigenschaften besitzen, die unstruk­turierte Fest­stoffe prinzipiell nicht erreichen können. Beispiele sind Tarn­kappen, die Licht, Schall oder Wärme um Objekte herum leiten, Materialien, die kontra-intuitiv auf Druck und Scherung reagieren oder Leicht­bau-Nano­werk­stoffe, die hohe spezifische Stabi­lität auf­weisen.

Für das nun vorgestellte stabile Fachwerk nutzte Bauer zunächst die 3-D-Laser­litho­graphie. Laser­strahlen härten computer­gesteuert die gewünschte mikro­meter­große Struktur in einem Photo­lack aus. Die Auf­lösung des Verfahrens erlaubt es aller­dings nur, Streben von fünf bis zehn Mikro­metern Länge und einem Mikro­meter Durch­messer zu erstellen. Im anschlie­ßenden Schritt wird die Struktur mittels Pyrolyse geschrumpft und verglast. Damit wird erstmals bei der Herstellung mikro­struktu­rierte Fachwerke Pyrolyse genutzt: Das Objekt wird in einem Vakuum-Ofen Temperaturen von etwa neun­hundert Grad Celsius ausgesetzt, wodurch die chemischen Bindungen sich neu orientieren. Dabei entweichen alle Elemente aus dem Lack außer dem Kohlen­stoff, welcher in seiner unge­ordneten Form als Glas­kohlen­stoff in der geschrumpften Fach­werk­struktur zurück­bleibt. Die gewonnenen Strukturen setzen die Forscher mit einem Stempel unter Druck und testeten so ihre Stabilität.

„Die Ergebnisse zeigen, dass die Belastbarkeit des Fach­werks sehr nahe an der theoretisch Möglichen und weit über der von unstruk­turiertem glas­artigem Kohlen­stoff liegt“, sagt Oliver Kraft, Mitautor der Studie. „Diamant ist noch der einzige Fest­stoff, der eine höhere spezi­fische Stabi­lität aufweist.“ Mikro­struktu­rierte Materialien dienen oft zur Isolation oder als Stoß­dämpfer. Offen­porige Stoffe können als Filter in der chemischen Industrie genutzt werden. Meta­materialien haben auch außer­gewöhnliche optische Eigen­schaften, die in der Tele­komunikation einge­setzt werden können. Glas­kohlen­stoff ist ein hoch­techno­logischer Werk­stoff aus reinem Kohlen­stoff, der glas­artige keramische Eigen­schaften mit denen des Graphits vereint. Er ist als Werk­stoff in Elektroden von Batterien oder Elektro­lyse­anlagen interessant.

KIT / RK

Anbieter des Monats

Quantum Design GmbH

Quantum Design GmbH

Forschung lebt von Präzision. Seit über 40 Jahren steht Quantum Design für innovative Messtechnik auf höchstem Niveau – entwickelt in Kalifornien, betreut weltweit. Unsere Systeme sind der Goldstandard in der Materialcharakterisierung und ermöglichen tiefe Einblicke in die magnetischen, thermischen und optischen Eigenschaften von neuen Materialien.

Sonderhefte

Physics' Best und Best of
Sonderausgaben

Physics' Best und Best of

Die Sonder­ausgaben präsentieren kompakt und übersichtlich neue Produkt­informationen und ihre Anwendungen und bieten für Nutzer wie Unternehmen ein zusätzliches Forum.

Meist gelesen

Themen