30.07.2015

Werkzeuge für den Nanokosmos

Neue Methoden ermöglichen komplexe strukturierte Nanomkomposite.

Hochempfindliche Diagnostik in der Medizintechnik, leuchtende Polymere, biegsame Dünnschicht-Solarzellen, flexible Displays oder druckbare Elektronik – sie alle basieren auf funktionellen Kompositen. Diese Materialien müssen geeignete Strukturen auf der Nanometer-Ebene enthalten, um ihre Funktion optimal zu erfüllen. An der Synthese und Analyse definiert strukturierter Komposite arbeitet das INM – Leibniz-Institut für Neue Materialien. Die neuen Herstellungs­methoden und die Analyse-Kompetenz am INM erlauben es den Wissen­schaftlern, Nanopartikel in Beschichtungen, an Grenzflächen und auf Oberflächen kontrolliert nach Bedarf anzuordnen.

Abb.: Im Emulsionsverfahren ordnen sich Partikel hierarchisch an. (Bild: INM)

So ist es beispielsweise möglich, durch Selbstanordnung und Templates die Lage jedes einzelnen Nanopartikels exakt festzulegen, Nanopartikel an Grenzflächen kontrolliert anzuhäufen, anisotrope Partikel in Vorzugsrichtungen aufzureihen und Partikel-Cluster oder Partikel-Netzwerke in Kompositen zu erzeugen. In druckbaren Tinten können die Entwickler die chemische Zusammensetzung der Nanopartikel, Partikel-Geometrie, Agglomeration, Viskosität, Oberflächenspannung und Benetzungsvermögen je nach Bedarf passgenau einstellen.

„Wir stellen über chemische Synthesen metallische, oxidische oder Halbleiter-Nanopartikel her und betten sie in Polymere ein“, sagt Tobias Kraus, Leiter des Programm­bereichs Strukturbildung. „Dabei kontrollieren und beobachten wir sehr genau, wie sich die Partikel im Material verteilen. Mit maßgeschneiderten Nass­beschichtungs- und Druck­verfahren und Methoden der Selbst­anordnung können diese funktionellen Komposite dann im Labormaßstab als dünne Filme oder Volumenkörper gefertigt und in Bauteile integriert werden.“

Neben den Synthese- und Verfahrensmöglichkeiten verfügt das INM außerdem über einen umfangreichen Analyse-Park. Er ermöglicht es, die Materialstrukturen zu untersuchen und zu verstehen: Proben werden mit Ultramikrotomie, fokussierten Ionenstrahlen und Ionenmühlen vorbereitet und mit vielfältigen elektronen­mikroskopischen Methoden am INM untersucht. „Auch im Bereich der Streumethoden und Elementaranalytik sind wir sehr gut aufgestellt,“ ergänzt Kraus. Mit Röntgenstreuung in verschiedenen Winkelbereichen kombiniert mit optischer und Massen-Spektroskopie könne man statistisch aussagekräftige Angaben über Material­zusammen­setzungen machen.

Häufig müssten für Industrieanwendungen funktionelle und strukturelle Aspekte gleichermaßen berücksichtigt werden. „Wir wissen um diese hohen Anforderungen. Mit der Vielfalt an Prozessen, Ausgangsmaterialien und Analyse-Instrumenten können wir am Innovationszentrum INM auf die individuellen Wünsche der Industrie antworten“, führt Kraus aus, „in Kooperationen entwickeln wir dann hochwertige Funktions­schichten für sehr unterschiedliche Anwendungen.“ Sogar selbstheilende Materialien seien in Zukunft möglich.

INM / DE

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