Wie Cooper-Paare durchs Nadelöhr kommen
Elektronentransport vom Supraleiter durch einen Quantenpunkt geht nur mit Heisenbergs Hilfe.
Wissenschaftler des Swiss Nanoscience Institute und des Departements Physik der Uni Basel haben erstmals nachgewiesen, wie Elektronen von einem Supraleiter durch einen Quantenpunkt in ein normalleitendes Metall transportiert werden. Dieser Transportprozess durch einen Quantenpunkt wurde bereits in den Neunzigerjahren theoretisch berechnet, doch erst jetzt ist es gelungen, die Theorie mit Messungen zu belegen.
Abb.: Erstmals im Experiment nachgewiesen – Transportprozess von Elektronen aus einem Supraleiter (S) durch einen Quantenpunkt (QD) in einen Normalleiter (N; Bild: U. Basel)
Transporteigenschaften wie etwa die elektrische Leitfähigkeit spielen für die technische Anwendung von neuartigen Materialien und elektronischen Bauteilen eine wichtige Rolle. Völlig neue Phänomene treten auf, wenn man zum Beispiel einen Supraleiter und Quantenpunkte in einem Bauteil kombiniert. Baseler Forscher um Christian Schönenberger haben nun einen solchen Quantenpunkt zwischen einem Supraleiter und einem normalleitenden Metall gesetzt, um den Transport von Elektronen zwischen den beiden Komponenten zu untersuchen.
Eigentlich sollte es unmöglich sein, bei kleinen Energien Elektronen vom Supraleiter durch den Quantenpunkt zu transportieren. Zum einen kommen Elektronen in einem Supraleiter immer nur als Cooper-Paare vor, die sich nur durch relativ große Energien trennen lassen. Zum anderen ist der Quantenpunkt so klein, dass wegen der elektrischen Abstoßung zwischen den Elektronen nur ein Teilchen auf einmal transportiert wird. Wie Wissenschaftler aber in der Vergangenheit wiederholt feststellten, fließt trotzdem Strom zwischen dem Supraleiter und dem Metall – es kommt also doch zu einem Elektronentransport durch den Quantenpunkt.
In den Neunzigerjahren wurden auf der Grundlage der Quantenmechanik Theorien entwickelt, nach denen der Transport von Cooper-Paaren durch einen Quantenpunkt unter bestimmten Bedingungen durchaus möglich ist. Vorausgesetzt, das zweite Elektron folgt dem ersten sehr schnell, nämlich innerhalb der Zeit, die in etwa durch die Heisenbergsche Unschärferelation gegeben ist.
Die Wissenschaftler aus Basel konnten nun genau dieses Phänomen messen. In ihren Experimenten fanden sie exakt dieselben diskreten Linien, die sich theoretisch ergeben. Das Team mit dem Doktoranden Jörg Gramich und seinem Betreuer Andreas Baumgartner konnte zudem nachweisen, dass der Prozess auch funktioniert, wenn Energie an die Umgebung abgegeben, oder von dort aufgenommen wird. „Unsere Ergebnisse tragen dazu bei, die Transporteigenschaften von supraleitenden elektronischen Nanostrukturen besser zu verstehen, die für Anwendungen in der Quantentechnologie von großem Interesse sind“, so Baumgartner.
U. Basel / OD