Zerzaustes Galaxienpaar
Die Spiralgalaxien NGC 3169 und NGC 3166 liegen so nah, dass sich der gegenseitige Schwerkrafteinfluss auf ihre Struktur auswirkt.
Die Spiralgalaxien NGC 3169 und NGC 3166 liegen so nah, dass sich der gegenseitige Schwerkrafteinfluss auf ihre Struktur auswirkt.
Die Europäische Südsternwarte hat das Bild eines kosmischen Galaxienpärchen veröffentlicht, das Strukturen zeigt, wie jede der beiden Galaxien den Schwerkrafteinfluss der jeweils anderen zu spüren bekommt. Dieser Einfluss hat die Spiralstruktur der Galaxie namens NGC 3169 (auf der linken Seite) verdrillt und die Staubbänder in ihrem Begleiter NGC 3166 (rechts davon) an mehreren Stellen durchtrennt. Entscheidend dafür ist, dass die beiden Galaxien auf – kosmisch gesehen – engem Raum liegen. Astronomen haben den Abstand beider Galaxien auf nur 50.000 Lichtjahre abgeschätzt, was der Hälfte des Durchmessers der Milchstraße entspricht.
Abb.: Das Galaxienpaar NGC 3169 (links) und NGC 3166 (rechts). (Bild: ESO/Igor Chekalin)
Das typische Aussehen von Spiralgalaxien wie NGC 3169 und NGC 3166 ist das gleichmäßig geformter Arme aus Sternen und Staub, die um ein leuchtendes Zentrum gewickelt sind. Kommt solch eine Spiralgalaxie einem anderen massereichen Objekt zu nahe, kann diese klassische Struktur durcheinandergeraten. Solche Annäherungen sind meist Auftakt für das Verschmelzen von mehreren Galaxien zu einer größeren Galaxie.
Bei NGC 3169 und NGC 3166 steht die Verschmelzung nicht unmittelbar bevor, doch es zeigen sich bereits deutliche Spuren der Annäherung: Die Spiralarme von NGC 3169, die aus hell leuchtenden, jungen, blauen Sternen bestehen, sind auseinander gerissen und große Mengen leuchtenden Gases sind aus der galaktischen Scheibe hinaus gezogen worden. Im Falle von NGC 3166 hat die Nähe der anderen Galaxie die Staubbänder, die sonst den Verlauf der Spiralarme nachzeichnen, in Unordnung gebracht. Im Gegensatz zu seinem bläulichen Gegenstück entstehen in NGC 3166 kaum noch neue Sterne.
Die Aufnahme des Galaxienpaars basiert auf Daten, die Igor Chekalin im Rahmen des “Hidden Treasures 2010”-Wettbewerbs der ESO zusammengestellt hat. Bei dem Wettbewerb konnten Amateurastronomen das Datenarchiv der ESO nach versteckten Schätzen durchforsten. Chekalin gewann dabei insgesamt den ersten Preis. Aufgenommen wurde die etwa 70 Millionen Lichtjahre entfernte, im Sternbild Sextans liegende Galaxiengruppe vom Wide Field Imager am MPG/ESO 2,2-Meter-Teleskop am La Silla Observatorium in Chile.
ESO / MH