09.02.2005

Zittern vor dem Start

Nach dem Fehlschlag am 12. Dezember soll die Ariane-5-ECA nun am 12. Februar starten. Schafft sie es diesmal?


Nach dem Fehlschlag am 12. Dezember soll die Ariane-5-ECA nun am 12. Februar starten. Schafft sie es diesmal?

Paris/Kourou (dpa) - Der Countdown zerrt diesmal wirklich an den Nerven. Europas Raumfahrtmanager zittern noch mehr als sonst einem Start ihrer Ariane-Trägerrakete entgegen: Schafft die Super-Ariane es bei ihrem zweiten Versuch? Dann taucht auch noch ein technisches Problem auf der Rampe auf, was nur nervöser macht. Am Samstag nun soll die teuerste und schwerste Rakete der Alten Welt mit 24 Stunden Verspätung am Weltraumbahnhof im Dschungel bei Kourou abheben.

Am 12. Dezember 2002 war der Jungfernflug der Ariane-5-ECA dramatisch fehlgeschlagen. Haarrisse in den Kühlkanälen brachten den Stolz der europäischen Raketenbauer ins Trudeln, die Trägerrakete musste gesprengt werden und stürzte in den Atlantik. Ein derartiges Desaster darf sich jetzt nicht wiederholen, weil ein zweiter Rückschlag in Folge die europäische Weltraumzukunft in Frage stellen würde.

Kein Wunder also, dass selbst europäische Raumfahrtpioniere wie der Ariane-Chefentwickler Horst Holsten, obwohl gerade pensioniert, nervös dem «Flight 164» entgegensehen. Zwei Fehlstarts hintereinander haben die Europäer zwar noch nie verbuchen müssen - beruhigend ist aber letztlich auch das nicht. Gut ein Vierteljahrhundert nach dem ersten Flug einer europäischen Ariane steht wirtschaftlich für den Weltmarktführer bei kommerziellen Starts einiges auf dem Spiel: Die Konkurrenz im Satelliten-Geschäft schläft nicht, schon gar nicht in Jahren mit dünner Marktlage. Die Zeit nach dem Fehlschlag 2002 konnte Arianespace bisher mit ihren «normalen» Ariane-5-Raketen überbrücken.

Mehr als zwei Jahre hat es also gedauert, bis die gegenwärtig leistungsstärkste Ariane-Version (bis zehn Tonnen Nutzlast) für einen Test- und Qualifikationsflug wieder auf die Startrampe in Kourou kam. Arbeitsgruppen überprüften und überarbeiteten dann nicht allein das heißgelaufene neue Haupttriebwerk Vulcain 2. Die gesamte Rakete kam praktisch nochmal auf den Kontrollstand. EADS Space Transportation in Bremen hatte Zeit, seine neue und stärkere Oberstufe ESC-A noch zu verbessern. Sie ist wegen des Fehlstarts Ende 2002 noch nie gezündet worden. Neue Oberstufe und neues Haupttriebwerk sind es, die eine um vier Tonnen höhere Ariane-5-Nutzlast möglich machen sollen.

Apropos Nutzlast: Diese tritt zwangsläufig in den Hintergrund, wenn alles gespannt auf die Trägerrakete blickt. Ariane-Flug 164 soll den spanischen Kommunikationssatelliten XTAR-EUR sowie eine MAQSAT-B2 genannte Testnutzlast in den Weltraum hieven, die gleichzeitig als Technologieplattform für diverse europäische Experimente dienen wird.

Die Feuerprobe vom 12. Februar ist aber vor allem eine für die europäische Raumfahrtpolitik. Die Ressortminister haben bekräftigt und finanziell untermauert, den «unabhängigen europäischen Zugang zum Weltall» sichern zu wollen. Denn der Weltraum ist nicht zuletzt auch ein Wirtschaftsraum, und die Ariane trotz des Bangens und mehrerer Rückschläge (so auch beim Erstflug einer Ariane-5 am 4. Juni 1996) überzeugender Beweis für ein «funktionierendes Europa» - vor allem dank der Vorgängerin Ariane-4.

Um im internationalen Wettbewerb auch künftig ganz hoch aufsteigen zu können, dürften noch leistungsstärkere Raketen notwendig sein. Diese Pläne liegen auf Eis. Denn zunächst einmal muss die Ariane-5 «ten tons» richtig fliegen.

Hanns-Jochen Kaffsack, dpa

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