04.02.2004

ZVS bleibt Zankapfel

Seit Jahren wird die Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) immer wieder totgesagt.

Seit Jahren wird die Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) immer wieder totgesagt.

Dortmund (dpa) - Sie wird aufgelöst, sie wird nicht aufgelöst: Seit Jahren müssen die knapp 130 Mitarbeiter der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) in Dortmund mit solchen Gerüchten leben. Mit der bildungspolitischen Diskussion nach dem schlechte Abschneiden bei der PISA-Studie haben die Spekulationen neue Nahrung erhalten. Immer häufiger wird offen die Ansicht geäußert, dass die Universitäten ihre Studenten weit stärker selbst auswählen sollen. Dies empfiehlt auch der Wissenschaftsrat.

Die ZVS wurde vor 30 Jahren von den alten Bundesländern eingerichtet, um das Problem zu vieler Studenten für zu wenig Studienplätze in den Griff zu bekommen. Zulassungsbeschränkungen für bestimmte Fächer an Universitäten und Fachhochschulen sollten das Problem lösen. Der ZVS fiel dabei die Aufgabe zu, die Studienplätze nach festen Regeln zu vergeben.

«Mit Macht der ZVS hat das alles nichts zu tun», sagt der Direktor der ZVS, Ulf Bade. Ausschlaggebend für die Studienplatzvergabe ist in erste Linie die Abiturnote. Sie ist für 51 Prozent der zu vergebenden Plätze das entscheidende Kriterium. Nach der Länge der Wartezeit werden 25 Prozent der Plätze besetzt. Die restlichen 24 Prozent werden in einem Auswahlverfahren von den Hochschulen selbst vergeben. «Das ist ein Auswahlverfahren, keine Auslese», sagt Bade.

Nach Ansicht des Wissenschaftsrats soll es damit jedoch bald vorbei sein. Die Auswahl der Studenten soll weitgehend von den Hochschulen selbst vorgenommen werden, sagt der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Karl Max Einhäupl. Außerdem soll bei Studienanfängern nach zwei Semestern über deren Eignung und ihren Verbleib im Studiengang entschieden werden. Der ZVS will das Gremium nur noch Organisations- und Verwaltungsaufgaben überlassen.

In den Ländern gibt es unterschiedliche Ideen über eine ZVS-Reform. In Nordrhein-Westfalen wird vorgeschlagen, ein Viertel der Plätze an die Abitur-Besten zu vergeben, ein Viertel der Studenten sollen von den Hochschulen ausgesucht werden, die übrigen Plätze sollen von der ZVS verteilt werden. In Baden-Württemberg lautet der Verteilschlüssel 25 Prozent Abitur-Beste, 50 Prozent Universität und 25 Prozent ZVS. Niedersachsen will ganz ohne ZVS auskommen.

Einer der wenigen, der eine Lanze für die ZVS bricht, ist der rheinland-pfälzische Wissenschafts-Staatssekretär Jürgen Zöllner (SPD): «Niemand hat bisher ein besseres System vorgeschlagen, das auch die verfassungsmäßige Chancengleichheit gewährleistet», sagt er.

Doch auch wenn die ZVS in ihrer jetzigen Form aufgelöst würde, wäre dies nicht das Ende der Behörde. «84 Prozent der Hochschulen, die sich ihre Studenten unter dem Aspekt Abiturnote aussuchen, beauftragen schon jetzt die ZVS mit dieser Aufgabe», sagt Bade. «Eine vollständige Verlagerung des Zulassungsverfahrens an die Hochschulen würde dort ein Vielfaches an Verwaltungsaufwand hervorrufen.»

Für Abiturienten würde die Suche nach einem Studienplatz ohne ZVS in ihrer jetzigen Form jedoch deutlich aufwendiger. Sie müssten sich dann an mehreren Hochschulen bewerben. Doch auch auf die Universitäten kämen Probleme zu, nämlich dann, wenn ein Bewerber seinen zugesagten Studienplatz dann nicht antritt. Wie das enden kann, hat sich bereits an der Universität Freiburg gezeigt. Als vor einem Jahr Jura aus dem ZVS-Vergabeverfahren herausfiel, bewarben sich 2551 Abiturienten um einen der 310 Studienplätze, zugelassen wurden 1495, eingeschrieben haben sich dann 311.

Unabhängig davon, wie über die Vergabe der Studienplätze künftig entschieden wird - für die Beamten in dem architektonisch freudlosen Betonbau am Rande der Dortmunder Innenstadt wird es wohl auch weiterhin genügend Arbeit geben.

Rüdiger Ewald, dpa

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