Zwei Magnetwirbel auf einmal
Koexistierende Skyrmionenphasen in einem Material nachgewiesen.
In magnetischen Wirbeln ordnen sich die magnetischen Momente kreisförmig an. Diese Skyrmionen sind nicht nur für die Grundlagenforschung sehr interessant – aufgrund ihrer Stabilität und geringen Größe könnten sie auch für die Entwicklung zukünftiger Magnetspeicher eine Rolle spielen. Die Frage, wann und wo sie auftreten, ist von besonderem Interesse. Ein Forscherteam der TU München, der Universität zu Köln und der TU Dresden konnte nun erstmals zeigen, dass magnetische Skyrmionen aufgrund unterschiedlicher Mechanismen mehrfach im gleichen Material auftreten können. Die Forscher berichten von deren Existenz in dem chiralen Magneten Cu2OSeO3 in der Nähe des absoluten Nullpunkts. Dazu muss jedoch ein Magnetfeld in einer bestimmten Raumrichtung anliegen.
Abb.: Die neue magnetische Phase wurde am SANS-1 der Forschungs-Neutronenquelle Heinz-Maier-Leibnitz (FRM II) entdeckt und charakterisiert. (Bild: W. Schürmann / TUM)
„Skyrmionen finden sich normalerweise nur in einem einzelnen Bereich von Parametern, also in einem bestimmten Temperaturbereich oder einem Bereich magnetischer oder elektrischer Feldstärke. So ist das zumindest für alle Materialien, in denen diese bislang beobachtet wurden,“ erläutert Christian Pfleiderer vom Physik-
„Das bedeutet natürlich eine Einschränkung für die Herstellung und technische Nutzung von Skyrmionen, da sie nur stabil sind, wenn man die exakten physikalischen Parameter, zum Beispiel Druck, Spannung oder Feld, zunächst findet und dann einhält. Jetzt haben wir in ein und demselben Material zwei unterschiedliche Skyrmionenphasen entdeckt, die zwei getrennte Parameterbereiche aufweisen. Der neue Mechanismus galt als sehr schwach. Jetzt zeigt sich, dass es wesentlich mehr Möglichkeiten gibt, Skyrmionen zu erzeugen und kontrollieren als wir bisher dachten."
Alfonso Chacon entdeckte die neue Phase, als er an der Forschungs-
Abb.: Ein Gitter von Skyrmionen existiert auch bei tiefen Temperaturen im chiralen Magneten. (Bild: M. Garst / TU Dresden)
„Bei tiefen Temperaturen spielt die Quantenphysik eine immer größere Rolle“, erläutert Markus Garst vom Institut für theoretische Physik der TU Dresden. „Diese beeinflusst auch die physikalischen Eigenschaften der magnetischen Skyrmionen. Unsere Forschungsergebnisse erlauben es uns, Quantenwirbel in Magneten gezielt zu untersuchen.“
„Wir forschen schon seit gut einem Jahrzehnt zu Skyrmionen, am aktuellen Projekt seit etwa anderthalb Jahren, und haben eine tolle und erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Gruppen,“ erklärt Garst. „Die Münchner Kollegen machten ihre Beobachtungen mit Hilfe von Neutronenstreuung, die es erlaubt, magnetische Strukturen sichtbar zu machen. Wir haben dann in Zusammenarbeit mit Lukas Heinen und Achim Rosch aus Köln die experimentellen Ergebnisse theoretisch erklären können.“ Diese enge Kooperation zwischen Experiment und Theorie machte die wissenschaftliche Entdeckung erst möglich.
Die Entdeckung und Untersuchung dieser magnetischen Phasen gelang an der Kleinwinkelneutronenstreuanlage SANS-1 des Heinz-
TU Dresden / DE