10.08.2016

Zweimal grün gibt blau

Geschickt designter Heteroübergang ermöglicht Hochkonversion von Photonen.

Die Hochkonversion von Photonen ermöglicht es, Licht effizienter zu nutzen: Zwei Lichtteilchen werden in ein Lichtteilchen mit höherer Energie umgewandelt. Forscher am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) haben nun erstmals gezeigt, dass innere Grenzflächen zwischen oberflächen­gebundenen metallorganischen Gerüst­verbindungen (SURMOFs) sich optimal dafür eignen – sie haben aus grünem Licht blaues Licht gemacht.

Abb.: Photonen-Hochkonversion: Die Energieübertragung zwischen den Molekülen basiert auf einem Austausch von Elektronen (Dexter-Transfer). (Bild: M. Oldenburg)

Metallorganische Gerüstverbindungen (MOFs – Metal Organic-Frameworks) sind hoch­geordnete molekulare Systeme aus metallischen Knoten­punkten und organischen Streben. Am Institut für Funktionelle Grenzflächen (IFG) des KIT haben Forscher MOFs entwickelt, die schichtweise auf der Oberfläche von Substraten wachsen. Diese SURMOFs (Surface Mounted Metal Organic Frameworks) lassen sich aus vielfältigen Materialien herstellen und mit verschiedenen Poren­größen und chemischen Funktionalitäten für ein breites Spektrum von Anwendungen maß­schneidern, beispielsweise für Sensoren, Katalysatoren, Membranen, in der Medizin­technik oder als intelligente Speicher.

Ein weiterer wichtiger Anwendungsbereich liegt in der Opto­elektronik, das heißt in Bauteilen, die Licht in elektrische Energie oder elektrische Energie in Licht umwandeln. Viele dieser Bauteile funktionieren auf der Basis von Halbleitern. „Die SURMOFs vereinen Vorteile organischer und anorganischer Halbleiter“, erklärt Christof Wöll, Leiter des IFG. „Sie verbinden chemische Vielfalt und Kristallinität und ermöglichen den Aufbau geordneter Hetero­strukturen.“ In vielen opto­elektronischen Bauteilen kontrolliert ein Hetero­übergang – eine Grenzschicht zwischen zwei unterschiedlichen Halbleiter­materialien – den Energietransfer zwischen den verschiedenen Anregungs­zuständen.

Forscher des Instituts für Mikrostruktur­technik (IMT) des KIT haben nun einen neuen Huckepack-SURMOF geschaffen, indem sie einen zweiten SURMOF auf einem ersten epitaktisch, also schichtweise, aufwachsen lassen. An diesem Hetero­übergang gelang es, eine Photonen-Hoch­konversion zur erreichen. Dabei werden zwei Photonen mit niedrigerer Energie in ein Photon mit höherer Energie umgewandelt, sozusagen verschmolzen. „So wird aus grünem Licht blaues Licht, das kurz­welliger und energie­reicher ist. Sehr wichtig für die Photo­voltaik“, erläutert Bryce Richards, Leiter des IMT.

Der von den Karlsruher Forschern gezeigte Prozess der Photonen-Hochkonversion basiert auf der sogenannten Triplett-Triplett-Annihilierung. Zwei Moleküle sind involviert: ein Sensibilisator­molekül, das Photonen absorbiert und Triplett-Anregungs­zustände erzeugt, und ein Emitter-Molekül, das diese Triplett-Anregungs­zustände übernimmt und über Triplett-Triplett-Annihilierung ein Photon aussendet, das energiereicher ist als die ursprünglich absorbierten Photonen. „Die Herausforderung besteht darin, diesen Prozess möglichst effizient zu gestalten“, erklärt Ian Howard, Nachwuchs­gruppen­leiter am IMT. „Wir haben die Sensibilisator- und Emitter­schichten so aufeinander abgestimmt, dass wir eine niedrige Konversions­schwelle und zugleich eine hohe Lichtausbeute erreicht haben.“

Da der Triplett-Transfer auf einem Austausch von Elektronen beruht, schließt der gezeigte Prozess der Photonen-Hochkonversion einen Elektronen­transfer über die Grenzschicht zwischen den beiden SURMOFs ein. Dies legt nahe, dass sich SURMOF-SURMOF-Hetero­übergänge für viele opto­elektronische Anwendungen eignen, beispielsweise Leucht­dioden und Solar­zellen. Heutige Solar­zellen sind in ihrem Wirkungsgrad unter anderem dadurch begrenzt, dass sie nur Photonen mit einer bestimmten Mindest­energie zur Strom­erzeugung nutzen können. Eine Hoch­konversion könnte die Photo­voltaik deutlich effizienter machen.

KIT / DE

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