Ein Forscher des Schweizer Instituts für Schnee- und Lawinenforschung untersucht die Stabilität der Schneedecke. (Bild: SLF, Mallaun Photography, vgl. S. 28)
Physik Journal 4 / 2015
Meinung
Inhaltsverzeichnis
Aktuell
USA
Forschungsfreundlicher Haushalt / Strahlungsquelle eingeweiht / Bilanz der Energieförderung / Konzepte gegen Klimawandel /
Leserbriefe
Wärmespeicher in der Praxis
Zu: „Herausforderung Wärmespeicher“ von André Thess et al., Februar 2015, S. 33
Auch im Röntgenbereich
Zu: „Der Dreh mit dem Licht“ von Monika Ritsch-Marte, Januar 2015, Seite 31.
Im Brennpunkt
Spektroskopie von fast nichts
Mithilfe der „Action Spectroscopy“ lässt sich wenigen Ionen in einer Falle hochaufgelöste spektrale Infor- mation entlocken, obwohl (fast) keine messbare Absorption erreicht wird.
Neue Phase für Filamente
In der Filamentierungsdynamik ultrakurzer hochintensiver Laserpulse tritt ein neuartiger Phasenübergang auf.
Forum
Von der Schneeflocke zur Lawine
Am Schweizer Institut für Schnee- und Lawinenforschung in Davos beschäftigen sich Forscher u. a. mit den Materialeigenschaften von Schnee sowie der Entstehung und Dynamik von Lawinen.
Mein erstes Ziel ist der Zauberberg.Von Davos aus geht es mit der Standseilbahn zum ehemaligen Sanatorium auf der Schatzalp, das Thomas Mann in seinem Roman verewigt hat. Für den prächtigen Jugendstilbau habe ich aber keine Zeit, denn von hier soll es 500 Meter höher gehen zum Strelapass. Dort unterhält das WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF eine meteorologische Station und ein Versuchsgelände. Doch die Skilifte, die uns dorthin bringen sollen, stehen still. Weiter oben tobt ein Sturm. Für meinen Begleiter Alec van Herwijnen gehören die Launen der Natur zum täglichen Brot. Der promovierte Physiker leitet die Forschungsgruppe Lawinenbildung am SLF und hat rasch einen Plan B. Mit den Tourenski steigen wir durch den verschneiten Wald und an einer Almhütte vorbei, bis wir einen freien Hang auf etwa 2000 Meter Höhe erreichen, den van Herwijnen für geeignet hält. Hier will er mir zeigen, mit welchen Methoden er die Eigenschaften der Schneedecke untersucht.
„Ich habe schon immer gerne im Schnee gespielt“, sagt van Herwijnen und nimmt die Lawinenschaufel in die Hand. Er sticht damit senkrecht in den Schnee und schaufelt so lange Schnee beiseite, bis er einen senkrechten Schnitt durch die 1,30 Meter dicke Schneedecke freigelegt hat. Bereits auf den ersten Blick sind verschiedene Schichten zu erkennen, die er nun routiniert vermisst. Mit einem Metermaß bestimmt er die Tiefe der Schichten, mit einer Lupe Größe und Form der Schneekörner und mit einem Thermometer das Temperaturprofil. „Die Schneedecke ist wie ein Archiv der Witterung“, erklärt er und zeigt auf eine tief eingeschneite dünne Kruste: „Die ist vom 10. und 11. Januar, da hat es bis auf 2500 Meter Höhe geregnet“. Anschließend fielen 20 Zentimeter Schnee, bevor es eine Woche lang sonnig war mit sehr kalten Nächten, in denen sich Oberflächenreif gebildet hat. Unter der Lupe sind die großen kantigen Schneekristalle des Reifs zu erkennen. Da diese sich mit den seither gefallenen 60 Zentimeter Schnee nur schlecht verbinden können, ist die eingeschneite Reifschicht entscheidend für die Lawinengefahr: Spontan oder unter Belastung durch einen Skifahrer kann diese Schwachschicht kollabieren. Ist der Hang flach, macht sich das nur durch ein deutlich hörbares „Wumm“ bemerkbar. Ist der Hang aber steiler, kann die ganze Schneedecke über der Schwachschicht ins Gleiten kommen und als Schneebrettlawine abgehen.
Mit der touristischen Erschließung der Alpen, dem Bau von Verkehrswegen und Wasserkraftwerken stieg Anfang des letzten Jahrhunderts die Notwendigkeit, Lawinen und ihre Entstehung wissenschaftlich zu untersuchen. 1942 wurde daher das Eidgenössische Institut für Schnee- und Lawinenforschung gegründet. Im Winter 1950/51 fiel so viel Schnee, dass in der Schweiz fast hundert Lawinentote zu beklagen waren. Dies führte die praktische Notwendigkeit von Lawinenschutz und -vorhersage drastisch vor Augen und löste verstärkte Forschungsanstrengungen aus. Heute ist das SLF ein interdisziplinäres Institut, dessen 140 Mitarbeiter sich mit der Entstehung und der Dynamik von Lawinen ebenso befassen wie mit den Materialeigenschaften von Schnee oder der Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen. Dazu stehen ihnen Kältelabors und eine Schneemaschine zur Verfügung sowie verschiedene Versuchsfelder, in denen sie auch gezielt große Lawinen durch Sprengungen auslösen, um zum Beispiel Simulationsrechnungen mit den Beobachtungen zu vergleichen. Wintersportler kennen das SLF vor allem wegen des täglichen Lawinenbulletins, das die Lawinengefahr für alle Schweizer Bergregionen mit den Stufen 1 („gering“) bis 5 („sehr groß“) quantifiziert. Wichtige Puzzleteile für das Bulletin sind Wetterbeobachtungen und Schneeprofile, die regelmäßig an verschiedenen Punkten in der Schweiz aufgenommen werden...
Überblick
Materialien für dünne Displays
Heutige Displays basieren fast ausschließlich auf Flüssigkristallen oder OLEDs.
Inzwischen haben Flüssigkristalle nahezu den gesamten Markt für Fernseher erobert und erlauben immer größere Displays bei extrem schmaler Bauweise sowie das Eintauchen in eine dreidimensionale Welt. Seit etwa 15 Jahren wächst auch der Marktanteil von Displays aus organischen Leuchtdioden.
Von der Entdeckung der Flüssigkristalle durch den Botaniker Friedrich Reinitzer 1888 an der Deutschen Technischen Hochschule Prag war es ein langer Weg bis zu Displayanwendungen [1]. Zunächst war die Beobachtung von zwei Schmelzpunkten bei Cholesterylbenzorat und von diversen Farberscheinungen im Polarisationsmikroskop der Start eines jahrzehntelangen Streits in der wissenschaftlichen Welt. Neben der Reinheit der Materialien bestand Zweifel an der grundsätzlichen Möglichkeit, dass „flüssige Kristalle“ existieren, zeitweise wurde gar über „lebende Kristalle“ spekuliert. Erst 50 Jahre nach Entdeckung der Flüssigkristalle (Abb. 1) war es gelungen, viele ihrer Eigenschaften zu beschreiben, eine vollständige theoretische Beschreibung oder konkrete Anwendungen waren jedoch noch weit entfernt.1)
Erste Anwendungen auf der Grundlage der elektro-optischen Eigenschaften von Flüssigkristallen realisierte George Heilmeier in den 1960er-Jahren [3]. Ein Durchbruch gelang 1970 mit der Entwicklung der TN-Zelle (Twisted Nematic, Abb. 2) durch Wolfgang Helfrich und Martin Schadt und fast zeitgleich durch James Ferguson. In der TN-Zelle sind die Flüssigkristalle schraubenförmig mit einer Verdrillung von 90° angeordnet. Ist dabei das Produkt aus Schichtdicke und Doppelbrechung der Flüssigkristalle auf einen festen Wert von etwa 500 nm eingestellt, so kann anschaulich gesprochen die Polarisationsrichtung des Lichts nach Eintritt in die Zelle der Flüssigkristallschraube folgen und einen zweiten, um 90° gedrehten Polarisator durchqueren. In dem Fall ist die Zelle transparent...
Topologische Spinflüssigkeiten
Frustration magnetischer Momente durch widerstreitende Kopplungen kann zu Spinflüssigkeiten mit topologischer Ordnung führen.
Frustration kann physikalisch gesehen durchaus positiv wirken und komplexe, reichhaltige Phänomene hervorrufen. Dazu gehört beispielsweise die topologische Ordnung in Quantenmagneten, die nicht nur aus der Sicht der Festkörperphysik, sondern auch der Quanteninformation oder Mathematik besonders interessant ist. Inzwischen ist auch die experimentelle Realisierung solcher topologisch geordneter Systeme in Reichweite gerückt.
Frustration ist ein alltägliches Phänomen, und sie ist natürlich auch Physikern nicht fremd. Sie wissen aber Frustration durchaus zu schätzen, etwa wenn sich diese bei einem System einstellt, auf das gleichzeitig widerstrebende Kräfte wirken und es nicht allen gleichermaßen folgen kann. Denn das kann interessante Konsequenzen haben. Ein Beispiel aus dem Bereich der Festkörperphysik sind „frustrierte“ Quantenmagnete, in denen die elementaren magnetischen Momente − meist Spins genannt − miteinander über verschiedene Austauschwechselwirkungen koppeln, die jedoch nicht alle gleichzeitig minimiert werden können.
Die geometrische Frustration tritt immer dann auf, wenn die von einem Antiferromagneten favorisierte antiparallele Anordnung benachbarter Spins (Néel-Ordnung) nicht kommensurabel ist mit den elementaren Bausteinen eines Gitters. Besonders klar wird dies bei Spins auf einem isolierten Dreieck: Da es nie möglich ist, alle drei Spins antiferromagnetisch anzuordnen, bleibt ein Spin immer „frustriert“. Geometrisch frustrierte Gitter sind deswegen häufig aus Dreiecken aufgebaut, wobei sich benachbarte Dreiecke eine Ecke teilen (Abb. 1a). Wichtige Beispiele sind das dreidimensionale Pyrochlor-Gitter oder das zweidimensionale Kagomé-Gitter...
Physik im Alltag
Menschen
Bücher/Software
DPG
Tagungen
Flexible, Stretchable and Printable High Performance Electronics
581. WE-Heraeus-Seminar