03.11.2009

Das Weltgeheimnis

Das Weltgeheimnis - Kepler, Galilei und die Vermessung des Himmels. Piper München 2009, 351 S., geb., ISBN 9783492051729

Thomas de Padova

Dem „Internationalen Jahr der Astronomie“ 2009 geben zwei überragende Naturforscher historischen Glanz: Johannes Kepler, der vor 400 Jahren sein astronomisches Hauptwerk „Astronomia Nova“ mit den beiden ersten Kepler-Gesetzen veröffentlichte, und Galileo Galilei, der gegen Ende 1609 erstmals ein Teleskop auf die Sterne richtete und in den folgenden zwölf Monaten überraschende Entdeckungen am gestirnten Himmel machte. Keplers Werk eröffnete der Astronomie den Weg zur Himmelsmechanik, während Galileis Beobachtungen erst die weltanschaulich brisante Erörterung des kopernikanischen Weltbildes auslösten.

Thomas de Padova, Physiker und Wissenschaftsjournalist in Berlin, hat ein teilweise spannend geschriebenes Buch vorgelegt, in dem er diese beiden charakterlich merklich verschiedenen Wissenschaftspersönlichkeiten mit ihren Arbeiten zur Erforschung des „Weltgeheimnisses“ zusammenführt. Den roten Faden für diese Doppelbiografie, welche die historischen Hintergründe oft bis ins Detail ausleuchtet, bildet die Korrespondenz mit wenigen, vor allem von Kepler geschriebenen und nur gelegentlich von Galilei beantworteten Briefen. Hierin geht es hauptsächlich um die Verteidigung des kopernikanischen Weltsystems (1597), um Galileis Fernrohrbeobachtungen bis März 1610 in seinem „Nuncius Sidereus“ (Sternenbotschaft) und Keplers Antwortschreiben „Dissertatio cum Nuncio Sidereo“. Schließlich finden sich darin auch weitere, von Galilei in verschlüsselter Form mitgeteilte Entdeckungen der „Dreigestaltigkeit“ des Saturns (August 1610) und der Phasen der Venus (Dezember 1610).

Ähnlich wie Daniel Kehlmann in seinem erfolgreichen Roman „Die Vermessung der Welt“ (2005) mit der Doppelbiografie von Carl Friedrich Gauß und Alexander von Humboldt möchte de Padova Kepler und Galilei zu einer „Vermessung des Himmels“ zusammenführen. Sein Buch ist in drei Teile mit 18 Kapiteln gegliedert: Der erste Teil („Der Blick durchs Fernrohr“) geht bereits in medias res, indem Galileis mechanische Fähigkeiten und teleskopische Beobachtungen in Padua wie auch Keplers astronomische Tätigkeit am Hof Rudolphs II. in Prag dargestellt werden. Erst im zweiten Teil „Der Italiener und der Deutsche“ wird näher auf Herkunft und Studien beider eingegangen, während der dritte Teil „Zwischen Himmel und Hölle“ den wissenschaftlichen Aufstieg beider mit den wichtigsten Werken beschreibt und weitere biografische Einzelheiten enthält. Hier bleibt die Bewertung von Keplers optischen und himmelsmechanischen Forschungen aus der Blickrichtung der späteren Erfolgsgeschichte („Als Physiker bleibt Kepler auf halbem Weg zur Theorie Newtons stecken“; S. 223) mitunter eher unhistorisch.

Ingesamt schreibt de Padova mit viel Sachkenntnis unter Hinzuziehung der umfangreichen Literatur, deren Zitierung und Verwendung häufig nicht kenntlich gemacht ist. Unzureichend ist die Gegenüberstellung (S. 339) der positiv gewürdigten „Le Opere di Galilei. Edizione Nationale“ (1890 – 1909) und der einseitig kritisch gekennzeichneten „Gesammelten Werke von Johan-nes Kepler“ (1937 ff.). Hier ist dem Autor entgangen, dass der handschriftliche Nachlass mit allen Vorarbeiten Keplers zur „Astronomia Nova“ einen erheblichen Teil der Münchener Kepler-Ausgabe ausmacht.

Prof. Dr. Volker Bialas, Kepler-Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München

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