18.09.2003

Die innere Seite der Natur

Heidelberger

Die innere Seite der Natur


Von M. Heidelberger.
Klostermann, Frankfurt a. Main 1994. 457 S., Hardcover,
ISBN 3-465-02590-3

Georg Theodor Fechner (1801 - 1887) ist eine Figur an der Schnittstelle zwischen moderner Naturwissenschaft und deutschem Idealismus. Nach dem Medizinstudium wandte sich Fechner der Physik zu und wurde 1834 dank seiner Arbeiten zur Elektrizität Professor der Physik in Leipzig, bevor er sich - durch Krankheit bedingt - weitgehend aus dem Lehrbetrieb verabschiedete und ein zurückgezogenes, aber außerordentlich produktives Gelehrtendasein führte. Fechners Werk steht in der Spannung zwischen einer auf Empirie aufbauenden, mechanistischen Naturwissenschaft und den Traditionen der Naturphilosophie. Zur Auflösung der Widersprüche zwischen beiden bietet Fechner eine originelle und eigenständige (natur)philosophische Lösung an (von Heidelberger als "nichtreduktiver Materialismus" bezeichnet), die darauf abzielt, die Naturwissenschaft dem direkten Erfahren und Fühlen des Menschen zugänglich zu machen. Hieraus erklärt sich Heidelbergers Interesse an Fechner: Die heutige Wissenschaftstheorie müsse die von den Wissenschaften angebotenen Erklärungsmodelle weiterdenken und über das wissenschaftlich Abgesicherte hinausgehen; sie müsse naturphilosophischer werden, da wir Visionen brauchen zur philosophischen Orientierung in unserer Welt. Fechner, häufig als frömmlerischer Biedermeierdenker oder spießbürgerlicher Träumer abgestempelt, verweist - trotz einiger Verschrobenheiten - auf vielfältige Problemstellungen der Moderne, so z. B. in seiner Theorie der Selbstorganisation und Irreversibilität, seiner Konzeption des Indeterminismus und in seinen bedeutenden Arbeiten zur Psychopyhsik, die eine empirisch-quantitative Psychologie begründeten. Auf diesem Gebiet legte Fechner die Grundsteine einer neuen Theorie der Messung, die sich gegen die von der mechanischen Physik vertretenen Meßtheorien wandte, von Ernst Mach übernommen und für die Entwicklung der modernen Physik bedeutsam wurde. Mach knüpfte auch auf andere Weise an Fechner an. Heidelberger zeigt überzeugend, wie Mach Fechners Atomismus zunächst übernahm, dann sich von ihm abwandte, ohne sich damit von Fechner grundsätzlich zu lösen. Das vorliegende Buch betont die Geschlossenheit des Fechnerschen Denkens und vermeidet die Entlarvung von Widersprüchen. Dies wird kaum unbestritten bleiben und für Diskussion sorgen; letztere verdient Heidelbergers sorgfältig und klar argumentierendes Werk.

M. Dörries, München

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