23.04.2009

Die Sonne im Zentrum

Bührke, T.

Fast zweitausend Jahre vor Kopernikus und Galileo Galilei stellte der griechische Astronom Aristarch von Samos die These auf, dass nicht die Erde, sondern die Sonne im Zentrum des Kosmos steht. Wie er zu dieser Idee kam, erzählt Thomas Bührke, Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist, der in seinem historischen Roman den Lebensweg dieses außergewöhnlichen Menschen nachzeichnet.
Aristarch kommt als junger Mann zur Zeit der Ptolemäus-Dynastie nach Alexandria, um dort zu studieren. Zu seinen Lehrern zählen Straton „der Physiker“ und der Hofastronom Timocharis. Er begegnet aber auch dem Mathematiker Euklid, und die Lehren des Aristoteles sind allgegenwärtig. Schon früh beschäftigt sich Aristarch mit den Bewegungen der Sterne und der Größe der Himmelskörper. Eine Forschungsreise zur Berechnung des Erdumfangs führt ihn nach Ägypten. Darauf aufbauend bestimmt er in seiner einzig erhaltenen und historisch belegten Schrift die Größen von Sonne, Mond und Erde. Auch wenn er im Vergleich zu den tatsächlichen Größen etwas danebenliegt, erkennt er bereits, dass die Sonne um einiges größer sein muss als die Erde.
Während seiner Himmelsbeobachtungen und Arbeiten an einem möglichst genauen Kalender versucht Aristarch, die Bewegungen der Planeten vorherzuberechnen. Dabei greift er zunächst auf ein damals gängiges Modell des Kosmos zurück, das die Planetenbewegungen mithilfe zahlreicher Sphären zu erklären versucht, in deren Mittelpunkt die Erde steht.
Doch trotz der Komplexität des Modells gelangt es immer wieder an seine Grenzen. Und warum sollte sich ein soviel größerer Himmelskörper wie die Sonne um die viel kleinere Erde drehen? Dies bringt Aristarch schließlich zu der Idee, die Sonne ins Zentrum des Modells zu stellen, und auf einen Schlag reduzieren sich die zahlreichen Sphären, die bislang zur Erklärung nötig waren, und die Berechnungen der Planetenbewegungen stimmen. Mit dieser Theorie stellt er das vorherrschende Weltbild auf den Kopf und trifft auf zahlreichen Widerspruch. Der Streit erlangt seinen Höhepunkt in einer öffentlichen Diskussion zwischen Aristarch und seinem Gegner Kleanthes, der ihn der Gotteslästerung anklagt. „Niemand wird dir glauben“ heißt das Kapitel bezeichnenderweise, und dennoch hofft der Leser bis zuletzt, Aristarch möge mit seiner Theorie überzeugen.
Der Autor verwebt in dem Roman gekonnt Fakt mit Fiktion und liefert neben einer Fülle an Details zur griechischen Philosophie und Wissenschaft ein farbenprächtiges und facettenreiches Bild der antiken Welt, sodass man überzeugt ist, die Geschichte könnte sich so tatsächlich zugetragen haben. Im Nachwort macht Bührke schließlich deutlich, was wirklich von der Person des Aristarch überliefert ist. Für Liebhaber historischer Romane, besonders mit einem Interesse an Astronomie, kann ich dieses Buch nur wärmstens empfehlen.
Anja Hauck

T. Bührke: Die Sonne im Zentrum
C. H. Beck, München 2009, 272 S., geb., ISBN 9783406582493

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