24.11.2009

Die verrückte Welt der Paralleluniversen und Carr, B. (Hrsg.): Universe or Multiverse?

Hürter, T.; Rauner, M.

Darf es ein Universum mehr sein?

„Leben wir wirklich in einem Paralleluniversum oder haben die Physiker nicht mehr alle Tassen im Schrank?“ Diese provokante Frage stellen die beiden Wissenschaftsjournalisten Max Rauner und Tobias Hürter in ihrem amüsant zu lesenden Buch „Die verrückte Welt der Paralleluniversen“. Was einst nur der Science Fiction-Literatur vorbehalten zu sein schien, ist heute Anlass zu durchaus hitzigen Diskussionen unter Physikern. Für Laien wie für Experten ist es dabei oft gar nicht so einfach auszumachen, wo die Science aufhört und die Fiction beginnt. Ist es ein wahnwitziger Zufall, dass die Welt genauso beschaffen ist, dass es uns gibt, oder sind wir gezwungen, ein Multiversum aus unendlich vielen parallelen Universen anzunehmen? Müssen wir den Menschen mittels eines „anthropischen Prinzips“ in die kosmologischen Überlegungen integrieren? Tatsächlich beinhalten moderne physikalische Theorien, insbesondere die Quantenmechanik, die Stringtheorie und die kosmologische Inflation, Möglichkeiten für eine „Vielzahl der Welten“. Doch diese Thesen sind umstritten. Während kühne Theoretiker ein neues Weltbild wittern, gibt es genug Kritiker, die solche Thesen als unwissenschaftlich ablehnen.

Wer einen bekömmlichen Zugang zu den aktuellen Debatten und in frühere Vorstellungen finden möchte, dem bietet das Buch von Rauner und Hürter eine rasante Achterbahnfahrt, die eine manchmal schwindelerregende Route von der Antike bis zur Postmoderne und durch die Gefilde von Philosophie, Physik und Literatur nimmt. Kaum ein Aspekt fehlt, während technische Details eher ausgespart bleiben.

Für all diejenigen, die tiefer in das Thema einsteigen möchten, bietet sich der von Bernhard Carr herausgegebene Sammelband „Universe or Multiverse“ an, der nun in einer erschwinglichen Paperback-Ausgabe erschienen ist. So gut wie alle wesentlichen Protagonisten der Multiversums-Debatte, denen man bei Rauner und Hürter oft auf eine sehr persönliche Weise begegnen durfte, nehmen darin ausführlich zu ihren Thesen Stellung. Dazu zählen Andrei Linde, Alexander Vilenkin und Max Tegmark ebenso wie Stephen Hawking oder die Nobelpreisträger Steven Weinberg und Frank Wilczek.

Bislang hat niemand eine Vorstellung, wie sich die Idee des Multiversums empirisch nachweisen lassen könnte. Und in parallele Universen zu gelangen dürfte, wie es der Begriff schon zum Ausdruck bringt, unmöglich bleiben. Es sei denn, Douglas Adams hat recht, der im fünften Band seiner Anhalter-Sage über Paralleluniversen schreibt:: „Die erste Sache, über die man sich klar werden muss, [...] ist, dass sie nicht parallel sind.“

Alexander Pawlak

T. Hürter, M. Rauner: Die verrückte Welt der Paralleluniversen

Piper, München 2009, 288 S., broschiert, ISBN 9783492053327

B. Carr (Hrsg.): Universe or Multiverse?

Cambridge University Press, Cambridge 2009, 517 S., broschiert, ISBN 9780521140690

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