Einstein und Heisenberg. Begründer der modernen Physik
K. Kleinknecht: Einstein und Heisenberg. Begründer der modernen Physik, Kohlhammer, Stuttgart 2017, 224 S., brosch., 24 € ISBN 9783170323858
Konrad Kleinknecht
Der Experimentalphysiker Konrad Kleinknecht versucht mit diesem Buch, den wissenschaftlichen Werdegang und die Parallelen und Schnittstellen im Leben Albert Einsteins und Werner Heisenbergs für das breite Publikum verständlich aufzubereiten. Beide Physiker gingen in München zur Schule, begeisterten sich schon früh für Geometrie und liebten das Musizieren. Sie interessierten sich für Philosophie und machten ihre größten Entdeckungen in einem wahren Schaffensrausch – Einstein 1905 in Bern und Heisenberg 1926 auf Helgoland. Ihre letzten Lebensjahrzehnte widmeten beide dann der vergeblichen Suche nach einer einheitlichen Feldtheorie.
Geschickt verwebt der Autor ihre Lebensgeschichten mit der Entwicklung der Physik und erklärt anschaulich und gut verständlich ihre wissenschaftlichen Verdienste. Er berücksichtigt neueste Forschungsergebnisse und geht den Spuren von Einsteins Töchtern nach, die beide zur Adoption gegeben wurden. Ob Einstein wirklich 1952 Deutschland besucht hat, ist allerdings mehr als fraglich.
Die wenigen persönlichen Begegnungen und Briefwechsel von Einstein und Heisenberg stehen exemplarisch für die Auseinandersetzungen um die Deutung der Quantenphysik. Kleinknecht schildert die Einflüsse der beiden Physiker auf die geheimen Kernforschungsprogramme während des Krieges und arbeitet heraus, warum Heisenberg als Leiter des „Uranvereins“ ungeeignet war. Gekonnt bettet er seine Darstellungen dabei in den wissenschaftshistorischen Kontext ein.
Leider unterlaufen dem Autor einige unnötige, zum Teil wörtliche Wiederholungen (S. 127/185) und ein paar sachliche Ungenauigkeiten: Hitler übernahm erst 1934 nach dem Tode Hindenburgs das Amt des Reichspräsidenten (S. 126). Heisenberg lernte seine spätere Frau bereits im Januar 1938 kennen (S. 127). Meitner und Frisch haben 1939 die Kernspaltung physikalisch interpretiert und die frei werdende Energie berechnet, aber nicht „die Möglichkeit aufgezeigt, durch die bei der Spaltung frei werdenden Neutronen eine Kettenreaktion auszulösen“ (S. 150). Die Urananreicherung mit Hilfe von Ultrazentrifugen spielte in den USA praktisch keine Rolle (S. 156).
Diese und weitere kleine Schwächen können aber den positiven Gesamteindruck dieser ansonsten sehr gelungenen und gut lesbaren Doppelbiographie in keinster Weise schmälern.
Michael Schaaf