Einsteins Hund
Chad Orzel: Einsteins Hund, Springer Spektrum, Heidelberg 2013, 470 S., geb., 19,99 Euro, ISBN 9783642347580
Chad Orzel
Welcher Hundebesitzer kennt sie nicht, die Gespräche mit dem Vierbeiner. Die fallen zumeist einseitig aus, besonders was die Physik-Kenntnisse des Tieres betrifft. Anders in diesem Buch: Der Autor, selbst Physikprofessor, erklärt seiner Hündin die Relativitätstheorie.
Die Hündin Emmy ist dabei kein Anfänger. Durch Fernsehen hat sie sich schon allerhand naturwissenschaftliche Vorkenntnisse erworben. Damit kann sie dem Unterricht folgen und ist nicht nur Schülerin, sondern ergänzt die Vorträge oder projiziert das Gelernte in ihre Welt. Sie ist sehr daran interessiert, die erworbenen physikalischen Erkenntnisse bei der Eichhörnchenjagd einzusetzen oder ein Speck-Boson zu finden, das ihr Futter noch schmackhafter machen soll. Ganz nach Hundemanier ist sie nämlich meistens mehr in Jagen, Spielen und Fressen vertieft, als in den Monologen ihres Herrchens.
Als Personen in den Gedankenexperimenten zu Einsteins Theorien werden einfach Emmys „Tier-Kumpel“ aus der Nachbarschaft verwendet. Da gibt es zum Beispiel den Kater Nero, die Katze Mo oder den Pudel Harley, die in Raumzeitrechnungen verschiedene Positionen einnehmen. Die Theorie wird durch Diagramme und Abbildungen unterstützt, in denen die verschiedenen Tiercharaktere skizziert sind. Wann immer sich die Gelegenheit bietet, setzen Herrchen und Hund ihre Unterhaltung fort, egal ob bei einer Autofahrt oder zuhause beim Korrigieren von Prüfungen. Physikalische Beispiele finden die beiden überall in ihrem Alltag, um die Lichtgeschwindigkeit, die Funktion eines Teilchenbeschleunigers oder Einsteins berühmte Formel E = m c2 zu erklären.
Die kleinen Dialoge zwischen Herrchen und Hund lockern die für Laien teilweise anstrengenden Passagen mit Erklärungen und Formeln auf. Emmys Sicht der Dinge regt immer wieder zum Schmunzeln an. Man erkennt doch ganz leicht auch in diesem außergewöhnlich menschlich denkenden Hund die typische Verhaltensweise eines Haustiers.
Der Autor nutzt zahlreiche Fußnoten, um den geschichtlichen Hintergrund zu beleuchten und interessante Details zu einzelnen Forschern oder Experimenten zu liefern. Auf 470 Seiten verbindet er wissenschaftliche Lehre mit tierischem Spaß, der das Buch für Physikbegeisterte und besonders Tierfreunde zu einem unterhaltsamen Lesestoff macht.
Madeleine Gemming