18.09.2003

Electrodynamics from Ampère to Einstein

Darrigol

Electrodynamics from Ampère to Einstein

Von O. Darrigol.
Oxford University Press, Oxford 2000. XIX + 532 S., hardcover
ISBN 0-19-850594-9

Nach 90 Jahren bekommt Edmund Whittakers Klassiker A History of Aether and
Electricity eine Konkurrenz, die das Zeug hat, sich als neues Standardwerk für die Geschichte der Elektrodynamik zu etablieren. Olivier Darrigols neues Buch zeichnet die his torische Entwicklung von Ampères Vorträgen vor der Académie Royal de Science bis Zur Elektrodynamik bewegter Körper des Berner Patentamtsangestellten in allen relevanten Zügen nach. Dabei informiert er in verdaubaren Portionen kompetent und erschließt die reiche Primär- und Sekundärliteratur. Einzelne Abschnitte (z.B. zur phänomenologischen Betrachtungsweise der Neumann-Schule oder zum Verständnis des Michelson-Morley-Versuchs) lassen sich unabhängig lesen, sodass das auch durch ein gu tes Sachregister erschlossene Buch als Nachschlagewerk genutzt werden kann. Jedes der neun Kapitel endet mit einer Reihe von Schlussfolgerungen, in denen die meisten übergreifenden Zusammenhänge thematisiert werden.

Was ist nun das Neue, dass - abgesehen von der rezipierten jüngeren Sekundärliteratur - Darrigols Buch gegenüber Whittakers auszeichnet? Im Wesentlichen sind es drei neue Perspektiven: Das Verhältnis von theoretischen und experimentellen Praktiken wird erschlossen und durch Vergleiche charakterisiert (Faraday vs. Ampère, Weber vs. Neumann etc.). Hierdurch wird auch deutlich, dass sowohl Theorie als auch Experiment meist durch die gleichen methodischen Grundprinzipien des durchführenden Forschers geleitet sind. Zweitens wird die Elektrodynamik als Problemfeld mechanischer Reduktion beleuchtet, die lange Zeit nicht an der Elektrodynamik scheiterte, sondern sich im Laufe ihrer Entwicklung immer wieder an sie anpasste. Und schließlich wird die Kommunikation zwischen den verschiedenen oft rivalisierenden Traditionen (etwa Feld- und Fernwirkungsvertreter) untersucht, ein Gebiet, auf dem Whittakers Darstellung zweifellos sehr einseitig auf die britische (gegenüber der kontinentalen) Haltung versteift war.

Dem Autor gelingt es hier überzeugend zu zeigen, dass die Kommunikation nie abriss und gegenseitiges Befruchten der Normalfall war, gänzlich unabhängige Traditionen oder gar Inkommensurabilität der Sichtweisen hingegen nicht konstatiert werden können. H. A. Lorentz’ Begründung der Elektronentheorie ist das beste Beispiel: Sie war eine Synthese unterschiedlichster britischer und deutscher Traditionen und es war kein Zufall, dass diese Synthese gerade dem Kommunikator und Kosmopoliten in Holland gelang.

Wenn es etwas an diesem auch in der Ausstattung hervorragenden Buch zu kritisieren gibt, ist es wohl allein der Preis.
Dr. Arne Schirrmacher, Münchner Zentrum für Wissenschafts- und Technikgeschichte, Deutsches Museum, München

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