18.09.2003

Energie und Kreativität

Kümmel

Energie und Kreativität

Von R. Kümmel.
B.G. Teubner, Stuttgart 1998. 130 S., geb.,
ISBN 3-8154-3038-0

Es handelt sich um ein, wie es im Vorwort heißt, " ...aus Vorlesungen zu Energie- und Umweltfragen" entstandenes Buch. In fünf Kapiteln gibt der Verfasser eine dicht gedrängte Übersicht rund um das Thema Energie: von "Naturgaben" (Kapitel 1), in dem er kurz von der Sonne und von Photosynthese handelt, über den "Technischen Fortschritt", in dem er mit Riesenschritten von Jägern und Sammlern zu Wärmekraftmaschinen und Transistoren voranschreitet, über "Produktion" von Energie, deren "Verteilung" bis zu einem "Entwicklung" überschriebenen Kapitel, in dem er einen Ausblick auf Probleme der Energieversorgung, auf Kernenergie und regenerierbare Energien gibt. Der Text ist gespickt mit Zahlen, auch recht interessanten Vergleichszahlen (z.B. Energiebedarf der Menschen in verschiedenen Kulturen u. Ä.), vor allem mit Tabellen (von Vorräten an Gas, Öl, Kohle bis Primärenergieverbrauch in verschiedenen Ländern zu verschiedenen Zeiten). Kapitel 3 ist die überarbeitete Version einer früheren Arbeit des Verfassers (mit zwei anderen Autoren), in der mit mathematischen Methoden Energie- und Wirtschaftswachstum untersucht werden. Offenbar im Gegensatz zu üblichen Verfahren der Ökonomie wird hier neben den Faktoren Arbeit und Kapital der Faktor Energie gleichrangig eingeführt, um den technischen Fortschritt implizit in das Modell einzuführen. Im mathematischen Formalismus tauchen gewisse Konstanten auf, deren zeitliche Entwicklung für drei Volkswirtschaften (Deutschland, USA und Japan) aus veröffentlichten Zahlen empirisch bestimmt werden. Das Resultat zeigt eine erstaunlich gute Nachbildung von Wachstum und Wertschöpfung der drei Volkswirtschaften. Aus dem Ergebnis der Rechnung leitet der Verfasser als interessantes Postulat ab, dass es sinnvoller wäre, menschliche Arbeit niedrig, Energie dagegen hoch zu besteuern.

Ein hochinteressantes Buch, das jedem an Energiefragen Interessierten zur Lektüre zu empfehlen ist. Ich habe mich nur an zwei Kleinigkeiten "gestoßen": Auf dem Einband prangt ein Bild, dessen Bezug zum Thema mir auch nach längerer Betrachtung verborgen blieb. Zum anderen möchte ich davor warnen, den Begriff der Entropie ohne Einschränkung auf die Erde anzuwenden. Die Atmosphäre ist ein offenes System, fern vom thermodynamischen Gleichgewicht. Teilt man die Entropie in einen Term Entropiefluss und einen Term Entropieerzeugung, so ist in diesem Bezug nicht ohne weiteres davon auszugehen, dass beide Terme positiv sind.
Dr. Erhard Keppler, MPI für Aeronomie, Katlenburg-Lindau

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