27.08.2024

Experimente

Philip Ball: Experimente – Versuch und Irrtum in der Wissenschaft, Haupt Verlag, Bern 2024, 240 S., geb. 38 Euro, ISBN 9783258083438

Philip Ball

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Der Chemiker, Physiker und Wissenschaftsjournalist Philip Ball zeigt mit diesem Buch, wie Versuch und Irrtum die Wissenschaft seit Jahrhunderten voranbringen. Der reich bebilderte Band versammelt 60 Experimente aus Physik, Chemie, Biologie und angrenzenden Gebieten, die fast alle seit dem 17. Jahrhundert durchgeführt wurden, Ausnahmen bilden die Bestimmung des Erdumfangs, die Beobachtung fallender Objekte, die Camera Obscura und Regenbogen-Modelle, die teils deutlich früher belegt sind. 

Um die Experimente zu ordnen, orientiert sich Ball nicht an dem Fachgebiet, dem sie heute angehören, sondern stellt sechs Leitfragen, die auch heute noch aktuell sind, etwa „Wie funktioniert die Welt?“ und „Was ist Leben?“. Die zugehörigen Kapitel sind in sich chronologisch gegliedert; zwei davon bestehen aus mehreren Unterkapiteln, denen jeweils eine kurze Einführung vorangeht. Im Kapitel „Woraus besteht die Welt?“ bündeln diese jeweils die Experimente aus Chemie, Atom- und Teilchenphysik. Bei der Frage „Was ist Licht?“ unterteilt Ball die Experimente anhand der klassischen Optik und der quantenphysikalischen Beschreibung. 

Jedes Kapitel beginnt mit einer schön gestalteten Doppelseite; die Beschreibungen der einzelnen Experimente nehmen zwischen zwei und vier Seiten in Anspruch. Das hängt von den verfügbaren Abbildungen ab und davon, wie sehr hinführende Erklärungen nötig sind, um den Stellenwert des Experi­ments zu verstehen. Die jeweiligen Protagonisten stellt Ball in kurzen biografischen Kästen vor. Darin findet sich gegebenenfalls auch Platz, um auf andere Experimente im Buch zu verweisen, auf welche die vorgestellte Person ebenfalls Einfluss hatte. Manchmal liegt ein zeitlicher oder kausaler Zusammenhang vor. Zusammen mit dem ausführlichen Regis­ter wird das Buch dadurch zum Nachschlagewerk. 

In fünf Intermezzi, die sich gestalterisch vom Rest des Buchs abheben, geht Philip Ball auf allgemeine Fragen zu Experimenten ein und versucht sich an einer philosophischen Einordnung. Hier geht es unter anderem darum, was ein Experiment an sich ist, wann es als „schön“ zu bezeichnen ist und welchen Einfluss neue Techniken haben. Manche dieser Fragen streift der Autor schon in der Einführung, die den sechs Kapiteln vorangestellt ist.

Den Abschluss des Buchs bildet ein kurzer Text mit Literaturhinweisen, der auch erklärt, wie die Auswahl der Experimente zustande kam. Darüber lässt sich wie immer trefflich streiten – aus Sicht der Physik hat Philip Ball aber alle Experimente versammelt, die auf die ein oder andere Weise für einen Paradigmenwechsel gesorgt haben. Für den bei der gegebenen Ausstattung moderaten Preis kann ich den Kauf daher nur empfehlen.

 Kerstin Sonnabend

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