17.08.2004

Geschichte der Strahlenforschung

Lindell

Geschichte der Strahlenforschung

Bo Lindell ist ein Schüler Rolf Sieverts, langjähriger Direktor des Staatlichen Schwedischen Strahlenschutzinstituts und ehemaliger Vorsitzender von UNSCEAR (United Nations Scientific Committee on the Effects of Atomic Radiation) und ICRP (International Commission on Radiological Protection). Im ersten Band seiner Geschichte der Strahlenforschung spannt Lindell einen weiten Bogen der Wissenschaftsgeschichte. Er beginnt bei den alten Griechen und ihren Vorstellungen vom Licht und führt den Leser über Elektrizität und Magnetismus hin zu den Maxwellschen Gleichungen, die er allgemein verständlich erklärt, ohne spezielle mathematische Kenntnisse vorauszusetzen. Besonders spannend ist seine Beschreibung der Entdeckung der Röntgenstrahlung und der Radioaktivität, und ehe er sich versieht, hat der Leser wie nebenbei Grundlagen von Einsteins spezieller Relativitätstheorie, Bohrs Atommodell und Heisenbergs Quantenmechanik nachvollzogen. Die Zusammenfassung der Anfänge des Strahlenschutzes bieten auch dem mit dem Gebiet vertrauten Leser viele unbekannte Einzelheiten. Das Buch schließt mit einer kurzweiligen Beschreibung von Schrödingers Wellenmechanik, der Entschlüsselung des Atomkerns und Hahns erster 'Atomsprengung', mit der die Büchse der Pandora geöffnet wurde.

Das Buch liest sich außergewöhnlich unterhaltsam, was nicht zuletzt an der ausgezeichneten Übersetzung aus dem Schwedischen von Traute Roedler-Vogelsang liegt. Leider hat sich der Verlag bei der Wiedergabe des historischen Bildmaterials wenig Mühe gegeben, doch man wird dafür mehr als entschädigt mit einer Fülle amüsanter Anekdoten, die den Leser an der wissenschaftlichen Aufbruchstimmung nach der Endeckung der Röntgenstrahlung Ende 1895 teilhaben lassen. Man gerät mit dem Autor ins Staunen, wenn man liest, dass sich Winston Churchill bereits im Sommer 1897 als Kriegsreporter in Indien wie selbstverständlich über das Ausbleiben eines Röntgengeräts beklagt, das einem Kameraden das Leben hätte retten können. Wer hätte gewusst, dass es bereits Anfang 1897 erstmals gelang, eine Kugel aus dem Gehirn operativ zu entfernen, nachdem diese vorher über eine Röntgenaufnahme lokalisiert worden war, und dass schon zwei Jahre später die erste erfolgreiche Strahlenbehandlung einer Krebserkrankung durchgeführt wurde?

'Pandoras Büchse' ist besonders denjenigen zu empfehlen, die an wissenschaftlich-historischen Zusammenhängen interessiert sind. Zudem eignet es sich wegen seines umfangreichen Stichwort- und Namensverzeichnisses als Hintergrundlektüre an Universitäten und Gymnasien. Man darf gespannt sein auf den zweiten Teil der Reihe ('Das Damoklesschwert'), in dem die Geschichte der Strahlenforschung mit den Ereignissen der 1940er Jahre fortgesetzt wird.

Priv.-Doz. Dr. Werner Rühm, Institut für Strahlenbiologie, Ludwig Maximilians Universität München

Weitere Infos:

  • B. Lindell: Geschichte der Strahlenforschung, Teil 1: Pandoras Büchse - Die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg
    Aschenbeck und Isensee Universitätsverlag, Oldenburg, 2004. 339 S., 12 Abb.,
    ISBN 3-89995-082-8

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