23.10.2012

Keeper of the Nuclear Conscience. The Life and Work of Josef Rotblat

Andrew Brown: Keeper of the Nuclear Conscience. The Life and Work of Josef Rotblat, Oxford University Press, Oxford 2012, 347 S., geb., 29.95$, ISBN 9780199586585

Andrew Brown

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Wie kaum eine andere Lebensgeschichte spiegelt die Biografie von Josef Rotblat die Geschichte des 20. Jahrhunderts wider. Geboren 1908 in Warschau wächst er in bescheidenen Verhältnissen auf. Sein Studium musste er sich durch allerlei Jobs verdienen. Als er nach seiner Promotion am Vorabend des Zweiten Weltkriegs mit einem Stipendium nach England geht, wird dies für ihn der Anfang einer glänzenden Karriere, die ihn bis nach Los Alamos führen wird und zu einem der angesehensten Kernphysiker Englands werden lässt. Allerdings lässt er in Polen seine Frau zurück, der es nicht mehr gelingt, nach England auszureisen und deren Spuren sich in den deutschen Vernichtungslagern verlieren. Von dieser Tragik blieb Rotblats Leben bis zu seinem Tode überschattet.

Geprägt wird sein Leben vor allem aber von der Entscheidung, sich Anfang 1945 von der Entwicklung der Atombombe zurückzuziehen, nachdem klar ist, dass die Deutschen keine Atombombe haben und eine solche Massenvernichtungswaffe moralische Probleme bislang unbekannter Dimension schafft. Rotblats Bedenken verstärken sich nach dem Einsatz der Atombombe im Sommer 1945 und lassen ihn zu einem der entschiedensten Nuklearwaffen-Gegner werden. Gebündelt wurden seine Aktivitäten in der Pugwash-Bewegung, deren „Seele“ und „Kopf“ er wird. Das fand u. a. in der Verleihung des Friedensnobel­preises 1995 Anerkennung.

Im Vergleich zur herausragenden Rolle, die Rotblat als Physiker, aber vor allem in der weltweiten Anti-Atomwaffen-Bewegung gespielt hat, ist die Literatur über ihn relativ dürftig. Insofern schließt die vorliegende Biografie des englischen Radiologen und Wissenschaftshis­torikers Andrew Brown eine große Lücke und bietet eine Fülle neuer und interessanter Informationen über Rotblats Leben und Werk. Allerdings kommen diese häufig allzu „trocken“ daher, und das Buch stellt eher eine Heldengeschichte als eine kritische Biografie dar. Standards wissenschaftshistorischer Biografik sind nur ansatzweise erfüllt. Damit sollte das Buch mehr als Anregung denn als Abschluss einer wissenschaftshistorischen Auseinander­setzung mit dem Leben und Werk von Josef Rotblat gelesen werden.

Prof. Dr. Dieter Hoffmann,
Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin

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