23.02.2007

Klaus Fuchs - Der Mann, der kein Spion war

Friedmann, R.

Klaus Fuchs war wohl der einzige Wissenschaftler, der an den Atombombenprogrammen dreier Länder maßgeblich beteiligt war. Im amerikanischen Los Alamos arbeitete er unter Hans Bethe am Manhattan-Projekt. Nach dem Krieg wurde er Leiter der Theorie-Abteilung im britischen Kernforschungszentrum Harwell. In der Zeit von 1941 bis 49 lieferte er der Sowjetunion wertvolle Geheiminformationen über das amerikanische und britische Atombombenprogramm.
Ausführlich schildert Ronald Friedmann vor allem den politischen Werdegang von Klaus Fuchs. Dabei kommt die Würdigung seiner wissenschaftlichen Verdienste oft zu kurz. So wird die von ihm mitentwickelte Rauschdiagnose zu Früherkennung von Reaktorschäden nicht erwähnt, und über seine immerhin drei Jahrzehnte dauernde Schaffenszeit in der DDR erfährt man nur wenig. Unangetastet bleibt auch die Frage, warum sich die UdSSR niemals zu Fuchs bekannt hat. Daneben enthält das Buch leider zahlreiche Ungenauigkeiten. So war Albert Einstein nicht an der Princeton University, sondern am Institute for Advanced Studies beschäftigt (S. 149). Lew Landau spielte entgegen der Behauptung des Autors keine „entscheidende Rolle bei der Entwicklung der sowjetischen Wasserstoffbombe“ (S. 378). Und das Gasdiffusionsverfahren nutzt die unterschiedlichen Geschwindigkeiten der Gasmoleküle und nicht ihre unterschiedlichen Größen (S. 385). Fragwürdig ist auch Friedmanns Umgang mit Quellen. So behauptet er ohne Quellenangabe, Fuchs habe 1943 Informationen über den Stand der deutschen Kernforschung an die UdSSR weitergegeben (S. 223); Informationen, die Fuchs gar nicht besessen haben konnte. Wiederholt und ausführlich zitiert der Autor sowjetische Geheimdienstmitarbeiter ohne jegliche kritische Wertung. Andere wichtige Quellen, wie etwa die Stasi-Unterlagen über Fuchs, bleiben dagegen gänzlich unberücksichtigt.

Friedmann geht es - wie schon im Titel des Buches anklingt – um den Versuch einer Ehrenrettung von Klaus Fuchs. Dabei widerlegt er sich selbst, wenn er konstatiert, dass Fuchs "Teil eines Spionagenetzes“ war (S. 326). Den Duktus dieser Biografie verraten Gegenüberstellungen wie "offizielle westliche Geschichtsschreibung“ einerseits, „seriöse Historiker“ andererseits (S. 143) und Bemerkungen wie: "Edward Teller, einer der fürchterlichsten Menschen, die das 20. Jahrhundert hervorgebracht hat“ (S. 417). Es bleibt festzuhalten, dass die erste deutsche "umfassende Biografie“ über Klaus Fuchs weiter auf sich warten lässt.

Dr. Michael Schaaf, Finnentrop

R. Friedmann: Klaus Fuchs - Der Mann, der kein Spion war
Ingo Koch Verlag, Rostock 2006,
464 S., broschiert
ISBN 9783938686447

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