25.05.2005

Light is a Messenger - The life and science of William Lawrence Bragg

Hunter

Light is a Messenger ¿ The life and science of William Lawrence Bragg

William Lawrence Bragg (1890 - 1971) erhielt im Jahr 1915 zusammen mit seinem Vater, William Henry Bragg, den Physik-Nobelpreis für die gemeinsame erste intensive Untersuchung von (kubischen) Kristallstrukturen mit Hilfe der Laue-Friedrich-Knippingschen Entdeckung von 1912, dass auf Kristalle geschickte Röntgenstrahlen ein spezifisches Beugungsmuster erzeugen. Laue hatte den Nobelpreis 1914 erhalten (ohne die Mitarbeiter Friedrich und Knipping). W. C. Bragg war 1915 25 Jahre alt - auch heute noch gibt es keinen jüngeren Nobelpreisträger.

Hunter weist zu Recht und sehr anschaulich z. T. in kristallographisch ausführlichen Details nach, dass der Sohn wirklich den Hauptanteil an den gewürdigten Leistungen hatte, angefangen von der berühmten einfachen Interpretation der Laueschen Entdeckung als Beugung an Kristallgitterebenen bis zur eingehenden Untersuchung der ersten einfachen Kristallstrukturen (z. B. von Alkalihalogeniden). In der Tat gab es wohl auch eine deutliche Rivalität zwischen Vater und Sohn. Der Vater war der berühmtere und bekam vom neuen Ruhm auch den größeren Anteil ab. Leider erfahren wir über diese Rivalität zu wenig, wohl aus Mangel an Quellen (über den Hunter auch generell klagt). In einer zweiten Phase, nach dem 1. Welt­krieg bis 1930, entwickelte W. L. Bragg ein sehr erfolgreiches 'trial and error'-Verfahren als Mixtur von Experimenten und Inspirationen, um immer kompliziertere Kristallstrukturen (mit bis zu 100 nicht symmetriebestimmten Parametern) anhand der Beugungsmuster zu enträtseln.

Die dritte Phase begann mit der erstmaligen Benutzung der Fourier-Analyse für Strukturbestimmungen ¿ indem die unbekannten Phasenbeziehungen für einige Fälle umgangen wurden. Bragg war ab Ende der 30er-Jahre an der Struktur von Proteinen interessiert und zusammen mit Perutz an einer drei Jahrzehnte langen Odyssee beteiligt, um die Struktur des Hämoglobin aufzuklären.

Bragg geriet ab Ende der 20er-Jahre in heftige wissenschaftliche Dispute mit dem jüngeren Linus Pauling, welcher der bessere Chemiker war, die neue Quantenmechanik intensiver absorbierte und schließlich Bragg überflügelte, ja sogar wissenschaftlich des­avouierte, als es um die Helixstrukturen bei komplexeren organischen Molekülen ging. In diese Altersphase von Bragg passt auch die - anfängliche - Bremserrolle, die er in Bezug auf Forschungen zur DNA durch Watson und Crick als Leiter des berühmten Cavendish Labors in Cambridge spielte.

Insgesamt ist diese Biografie sehr lesenswert für jeden, der an der interdisziplinären Entwicklung von Physik/Kristallstruktur­bestimmung zur modernen Biochemie hin interessiert ist - auch wenn man sich als Historiker mehr historische Breite gewünscht hätte, etwa mehr Diskussion der Nobelpreis­entscheidungen, der verschiedenen internationalen Konferenzen, der Industrie und Instrumententwicklung.

Prof. Dr. Jürgen Teichmann, Lehrstuhl für Geschichte der Naturwissenschaft, LMU München

G. K. Hunter: Light is a Messenger - The life and science of William Lawrence Bragg,
Oxford University Press 2004. 322 S., Geb.,
ISBN 0-19-852921-X

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