20.11.2025

Luft

Peter Adey: Luft. Eine Kultur- und Naturgeschichte, Haupt Verlag, Bern 2025, geb., 232 S., 28,80 Euro, ISBN 9783258084121

Peter Adey

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Mal liegt was in der Luft, mal herrscht dicke Luft, oder man möchte am liebsten in die Luft gehen, ja sogar jemanden an die Luft setzen. Hauptsache, die Luft geht einem nicht aus! Diese Ansammlung altbekannter Redewendungen zeigt schon, dass Luft uns etwas angeht. Daher verwundert es auch nicht, dass die Reihe „Natur­phänomene“ im Haupt Verlag sich diesem ebenso unsichtbaren wie unverzichtbaren Element widmet.

Autor Peter Adey ist Humangeograf an der Royal Holloway University in London und wählt einen ganz anderen Zugang zum Thema Luft als die Historikerin Louise M. Pryke im Band „Wind“ (vgl. Physik Journal, Juli 2025, S. 50). Statt das Phänomen Luft separat für Wissenschaft, Geschichte und Literatur zu behandeln, zeigen die Kapitelüberschriften Adeys originellen Zugang: „Auf dem Luftweg“, „Wiederherstellung“, „Isolierung“ oder „Staub zu Staub“. Zunächst spannt er in der knapp 40-seitigen Einführung den Bogen von unserer Atmung über die Entstehung der Erdatmosphäre und die Geschichte der Erforschung der Luft bis zu ihrer Nutzbarmachung und Verunreinigung.

Für ein grundsätzlich unsichtbares Naturphänomen ist das Buch opulent und faszinierend bebildert. Schon hier zeigt sich, dass Adey sich umfassend und tiefgehend mit dem Thema befasst hat. Auf diese Weise entführt er seine Leserschaft auf eine erhellende Reise durch die Kultur- wie Naturgeschichte der Luft. Adey spürt beim Abschnitt über die zunehmend schlechtere Luft im London des 17. Jahrhunderts auch den sozialen und damit verbundenen metaphorischen Aspekten der Luft nach. Das Kapitel „Wiederherstellung“ nimmt seinen Ausgang bei Johanna Spyris „Heidi“ und führt zur „Disziplinierung“ der Luft bei der Planung großer Krankenhäuser im 18. und 19. Jahrhundert bis zu ihrer heilenden Wirkung in Sanatorien.

Zum Schluss bleibt einem im wahrsten Sinne die Luft weg, wenn Adey grausige Themen anpackt, wie den Luftentzug als Folterinstrument oder die stauberfüllte Luft nach 9/11. Doch die Entwicklung der „Mund-zu-Mund-Beatmung“ führt wieder positivere Aspekte der Luft zutage.

Der durchgehend farbig bebilderte Band glänzt mit ungewohnten Perspektiven und überraschenden Informationen. Der reichhaltige Anhang lädt zum fundierten Weiter­stöbern ein. Allen, die nicht nur Löcher in die Luft starren möchten, kann ich dieses Buch empfehlen.

Alexander Pawlak

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