Mathematischer Vorkurs zum Studium der Physik
Hefft, K.
Das Problem, mit dem angehende Physikstudentinnen und -studenten beim Einstieg in das Studium zu kämpfen haben, ist allseits bekannt: Nachdem das Abitur abgelegt und oft noch Wehr- oder Ersatzdienst absolviert worden ist, ist von den mathematischen Kenntnissen erschreckend wenig übrig geblieben. So ist es bereits eine lange Tradition, die Studierenden vor dem Studium in einem zweiwöchigen Blockkurs auf den notwendigen mathematischen Anteil des Physikstudiums schonend vorzubereiten, um den „Schock“ der (Wieder-) Begegnung mit der Mathematik abzuschwächen. Mathematische Vorkurse sind an vielen Universitäten bereits ein fester Bestandteil des Curriculums, und so ist es auch verständlich, dass immer mehr Bücher dazu auf den Markt drängen. Allerdings muss Klaus Hefft widersprochen werden, wenn er behauptet, dass die Heidelberger Universität eine Vorreiterrolle gehabt habe. Aus eigener Studentenerfahrung weiß ich, dass an der Universität Dortmund im Wintersemester 1983/84 ein mathematischer Vorkurs derselben Qualität angeboten wurde, und dies wahrscheinlich auch nicht zum ersten Mal.
Klaus Hefft bietet in seinem Buch einen gut strukturierten Einstieg in die Mathematik an, wie sie zu Beginn des Studiums erforderlich ist. Die Gliederung der Themengebiete folgt einem logischen Plan, der sich mit gewissen Abweichungen in jeder gehaltenen Vorkursreihe herauskristallisiert, sobald man versucht, die Themengebiete aufeinander aufzubauen. So habe ich vor einiger Zeit den Vorkurs in ähnlicher Reihenfolge gehalten, ohne dabei Heffts Vorlage zur Hand zu haben. Tatsächlich aber ist dieses Buch auf einem Umweg entstanden, nämlich dem des Online-Kurses, und eben hier liegen seine Schwächen. So sind die Grafiken fast durchgehend direkt der Online-Version entnommen und entbehren dabei der Klarheit und grafischen Auflösung, welche ein Buch sonst fordert. Zur klaren Gliederung, durch die dieses Buch besticht, verhilft die Benutzung von Kästen im Text, welche wichtige Formeln zusammenfassen. Der Autor steht aber in der Tendenz, damit auch zu übertreiben. Wenn in den Text eingebunden diese Kästen in zu rascher Folge erscheinen, verliert die Leserin oder der Leser schnell den Überblick darüber, was wichtig ist und was nicht – so z. B. im Kapitel 4.9 „Grenzwerte“. Daneben muss sich der Studierende an einige „eigene“ Schreibweisen des Autors gewöhnen wie die unkonventionelle Schreibung der Basis des Logarithmus als Index vor und nicht nach dem Symbol, die Verwendung von zusätzlichen eckigen Klammern für das Vektorprodukt und den Unterstrich für Matrizen.
Nimmt man diese Schwächen auf die leichte Schulter, so ist das Buch für Physikanfängerinnen und -anfänger durchaus empfehlenswert. Empfehlenswerter ist allerdings nach wie vor, an einem der angebotenen Vorkurse selbst teilzunehmen, da ein Buch die erforderliche Mehrschichtigkeit des Lernens und die Rückkopplung mit dem Dozenten oder der Dozentin nur schwer bis gar nicht leisten kann.
Priv.-Doz. Dr. Stefan Groote, Teoreetilise Füüsika Instituut, Tartu Ülikool, Tähe 4-404, EE-51010 Tartu, Estland