18.09.2003

Quantum Generations. A History of Physics in the Twentieth Century

Kragh

Quantum Generations. A History of Physics in the Twentieth Century

Von H. Kragh.
Princeton University Press, Princeton 1999. XIV + 494 S., Cloth,$ 29.95.
ISBN 0-691-01206-7

Zur Jahrhundertwende (1900) war Paris Gastgeber einer die dortige Weltausstellung begleitenden internationalen Physikertagung, ein Ereignis mit beispiellosem disziplinärem Ehrgeiz. Weder ging es diesmal, wie auf den Kongressen der achtziger Jahre, um ein spezielles physikalisches Thema, wie etwa das Bemühen, einen elektrischen Standard herzustellen, noch wollte man einfach die verschiedenen Forschungen der Physiker unter die nationale Flagge der Naturforscherversammlung vereinen. Dieser Kongress wollte repräsentativ und allumfassend sein: siebzig Berichte zum gegenwärtigen Stand der physikalischen Forschung wurden einem 700- köpfigen Fachpublikum vorgetragen. Die Herausgeber des veröffentlichten Berichts waren überzeugt, die wohl kompletteste Darstellung, die eine Wissenschaft je von sich gegeben hat, geschaffen zu haben; und doch sind der Kongress und dessen Proceedings kaum bekannt. Sie hatten eine weit geringere Bedeutung für das Image der Physik als die elitäre Solvay-Konferenz, welche begrenzte aber drängende Themen behandelte.

Kraghs Beitrag zur Physik des 20. Jahrhunderts beginnt mit der Pariser Tagung, dessen Geist seine Diskussion der intellektuellen, institutonellen und sozialgeschichtlichen Aspekte der Physik bis zum Ende des Jahrhunderts durchzieht. Extensiv, aber ohne sich durch die Perspektiven früherer Forschungsarbeiten zur Geschichte der Physik begrenzen zu lassen, nutzt Kragh diese schon vorhandene Literatur und bietet dem Leser eine originelle Synthese. Sein engagiertes Werk verwebt die chronologischen Narrationen grundlegender Entwicklungen von der Teilchen- zur Festkörperphysik mit thematischen Diskussionen über Physik, Militär und die sich seit den sechziger Jahren formierende Wissenschaftskritik.

Obwohl Kragh nicht vollständig den weiten Atem der Pariser Konferenz wiedergeben kann (er verzichtet z.B. auf die Behandlung von Optik und Geophysik), richtet sich seine Aufmerksamkeit mehr als je zuvor von anderen auf die Verschiedenheit der physikalischen Arbeiten und auf die Physik-Technologie-Schnittstelle sowie deren Implikationen für soziale Veränderung. Ich würde wetten, dass dieses Buch jedem Leser etwas Neues zum Verständnis der Disziplin bringt. Dies gilt nicht nur für das breitere interdisziplinäre Publikum, welches zu erreichen dieses Buch allein schon wegen seiner präzisen, aber zugänglichen Sprache verdient.

Wir haben hier eine Art Portrait vor uns liegen, welches nur aus einer Feder kommen kann, die auf die Arbeit von Generationen von Wissenschaftlern und Historikern zu rückgreift; und die Ausgewogenheit und Integrität von Kraghs Stimme sollte dieses Buch eine wertvolle Rolle in der Bildung unseres Verständnisses der Physik des 20. Jahrhunderts einnehmen lassen.
Dr. Richard Staley, MPI für Wissenschaftgeschichte, Berlin, und University of Wisconsin- Madison

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