22.06.2021

Quantum Legacies

David Kaiser: Quantum Legacies, ­University of Chicago Press, Chicago 2020, geb., XIV + 342 S., US$ 26,00, ISBN 9780226698052

David Kaiser

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David Kaiser ist sowohl ausgewiesener Wissenschaftshistoriker als auch aktiv forschender Physiker. Mit „How the Hippies Saved Physics“ legte er 2011 ein ebenso ungewöhnliches wie aufschlussreiches Buch über die fruchtbare Begegnung von moderner Physik und Gegenkultur in den Siebzigerjahren vor.

„Quantum Legacies“ versammelt nun Aufsätze von ihm aus den vergangenen 15 Jahren, die er für das Buch zumeist überarbeitet und erweitert hat. Drei Dutzend Bilder ergänzen die Texte, die in vier Abschnitten gruppiert sind: Quanta, Calculating, Matter und Cosmos. Herausgekommen ist eine aufschlussreiche und spannende Sammlung physikhistorischer Schlaglichter, die neue Perspektiven ermöglicht und auch altbekannten Themen überraschende Aspekte abgewinnt. Ein gutes Beispiel ist das Kapitel über Schrödingers Katze, das die schwierigen Zeitumstände ihrer „Geburt“ und die menschliche Seite der Physikgeschichte in den Blick nimmt. Gleichzeitig spannt Kaiser den Bogen zu aktuellen Experimenten, an denen er zusammen mit Anton Zeilingers Gruppe beteiligt war.

Weitere Themen wie die Entwicklung des Physikstudiums in den USA, das durch das Manhattan-Projekt einen unglaublichen Aufschwung nahm, oder der Charakter der Quantenmechanik-Ausbildung von den späten 1920er- bis in die 1970er-Jahre bescheren anregende Sichtweisen auf die neuere Physikgeschichte. Kaiser erzählt unterhaltsam von der Entstehung und Publikation so legendärer Bücher wie „Gravitation“, dem schwergewichtigen Lehrbuch der Allgemeinen Relativitätstheorie von Misner, Thorne und Wheeler, oder Fritjof Capras „The Tao of Physics“.

Darüber hinaus behandelt Kaiser die Jagd nach dem Higgs-Teilchen, die Kontroversen in der Kosmologie, den Nachweis von Gravitationswellen oder die Geschichte des SETI-Projekts zur Suche nach Sig­nalen außerirdischer Intelligenzen. Dass er damit nicht nur eine Sammlung locker-flockiger Physik-Feuilletons vorlegt, zeigt der beeindruckende Anhang, der auf rund fünfzig Seiten die verwendeten Quellen nachweist, gefolgt von einem 12-seitigen Register. Alles in allem kann ich diese kenntnisreich geführte Tour durch die Physik des 20. Jahrhunderts nur empfehlen!

Alexander Pawlak
 

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