Reasoning About Luck: probability and ist uses in physics
Ambegaokar
Reasoning About Luck: probability and ist uses in physics
Von V. Ambegaokar.
Cambridge University Press, Cambridge 1996. XV + 231 S., paperback,
ISBN 0-521-44737-2
In zwölf Kapiteln beschreibt Vinay Ambegaokar, welche Rolle die Wahrscheinlichkeit in weiten Bereichen der Physik spielt, insbesondere in der Statistischen Mechanik, der Nichtlinearen Dynamik und der Quantentheorie.
Der Autor geht dabei zunächst sehr behutsam vor. Von dem Leser verlangt er nur Kenntnisse der Grundrechenarten, aber auch die Fähigkeit zum Mitdenken und die Muße zum Mitarbeiten. Grundlagen der Wahrscheinlichkeitstheorie, vom Würfeln bis zur Poissonschen Verteilung, werden in den ersten fünf Kapiteln behandelt. Zusammen mit der sich anschließenden Kurzfassung der klassischen Mechanik wird so das Fundament gelegt, auf dem im zweiten Teil des Buches Begriffe und Konzepte der Statistischen Physik, z. B. Entropie, hergeleitet, Grundprinzipien des Chaos (mit möglichen Anwendungen u. a. für Zufallszahlengeneratoren) dargestellt und schließlich einige Resultate der Quantenstatistik, beispielsweise das Plancksche Strahlungsgesetz, erläutert werden. Übungsaufgaben am Ende der einzelnen Kapitel sollen den Leser ermuntern, zu überprüfen, ob er mit dem bisher behandelten Stoff tatsächlich aktiv umgehen kann.
Ich habe das Buch nahezu Seite für Seite studiert und die Lektüre als durchaus anregend empfunden. Offenkundig ist Vinay Ambegaokar nicht nur ein bekannter Forscher, sondern er hat gleichfalls das Talent, mathematische und physikalische Grundlagen systematisch, klar und souverän zu verdeutlichen. Wissenschaftsgeschichtliche Randbemerkungen sind ebenso kurzweilig wie die leicht zu reproduzierenden Computeranwendungen. Die elegante Formulierkunst hebt sich vorteilhaft von dem in der Physics Community häufig (auch bei mir) anzutreffenden, eher stereotypisierten und rudimentären Sprachgebrauch ab.
Allerdings wirft das Buch mit dem eingängigen Titel und dem schönen, gleichzeitig schlichten und künstlerischen Einband eine wichtige Frage auf. Welchen Leserkreis sollte das Buch eigentlich erreichen?
Es ist aus Vorlesungen im Studium Generale an der Cornell University hervorgegangen, die für Studierende außerhalb der Naturwissenschaften gehalten werden. Analoge Veranstaltungen gibt es an deutschen Universitäten leider wohl zu selten. Gleichwohl gibt es hier bei uns breite Gruppen von Personen, die mit Freude und Gewinn dieses Buch lesen werden. Ich denke dabei an Abiturienten, welche die Denkweise der Physik näher kennenlernen, an Wissenschaftsjournalisten, die ihr Grundlagenwissen festigen, und an Studierende nichtphysikalischer Fächer, welche dort benutzte Konzepte aus der Wahrscheinlichkeitstheorie und/oder der Physik qualifiziert verstehen möchten, z.B. angehende Biologen oder Wirtschaftswissenschaftler. Ihnen allen sei das Buch hiermit nachdrücklich empfohlen.
W. Selke, Aachen
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