The Collected Papers of Albert Einstein, Band 9
D. Kormos Buchwald et al. (Hrsg.): The Collected Papers of Albert Einstein, Band 9: Die Berliner Jahre, Briefwechsel Januar 1919-April 1920 Princeton University Press, Princeton 2004, 697 S., zahlr. Abb., geb., ISBN 0691120889
Buchwald et al. (Hrsg.)
Pünktlich zum Einstein-Jahr 2005 erschien Band 9 der Gesammelten Werke von Albert Einstein, und auch der vorliegende Band zeigt uns wieder einen Einstein, der nicht nur Verfasser tiefgründiger wissenschaftlicher Publikationen ist (diese werden separat in den "Schriften-Bänden" der Collected Papers chronologisch erfasst), sondern auch ein interessanter und bisweilen sogar kurzweiliger Briefeschreiber war - beispielsweise, wenn er im Dezember 1919, nach der glanzvollen Bestätigung seiner Allgemeinen Relativitätstheorie durch Eddingtons Sonnenfinsternisexpedition, selbstironisch bekennt: "Ich werde nämlich mit der Berühmtheit immer dümmer, was ja eine ganz gewöhnliche Erscheinung ist. Das Missverhältnis zwischen dem, was man ist, und dem, was die anderen von einem glauben oder wenigstens sagen, ist gar zu gross." (S. 326)
Neben solchen Sentenzen findet man im vorliegenden Briefwechsel vor allem die Reaktionen auf das sensationelle Ergebnis der britischen Sonnenfinsternisexpedition dokumentiert, die ja nicht nur die Allgemeine Relativitätstheorie glanzvoll bestätigte, sondern Einstein quasi über Nacht auch weltberühmt und zu einer Person der Öffentlichkeit und der Medien machte. Er wurde nun von Einladungen und Anfragen förmlich überhäuft, was sich nicht zuletzt im Anschwellen seiner Korrespondenz niederschlägt. Hatten die beiden Halbbände von Band 8 mit 677 Dokumenten noch vier Jahre abgedeckt, so umfassen die 400 Dokumente des Bandes 9 lediglich die 16 Monate zwischen Januar 1919 und April 1920.
Andere Themen, die im Briefwechsel breiten Platz einnehmen, sind Familienangelegenheiten - so fällt in diese Zeit seine Scheidung mit Mileva und die Hochzeit mit Elsa - und nicht zuletzt politische Fragen. In den Briefen spiegelt sich unmittelbar die unruhige Zeit nach Kriegsende und dem Sturz der Monarchie wider, und sie zeigen einen politischen ungemein wachen Einstein, der sich im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen vorbehaltlos zur Demokratie bekennt und dessen wachsendes politisches Interesse mit einer Wiederentdeckung des eigenen Judentums und einem Engagement für die Sache des Zionismus einhergeht. Der vorliegende Band beleuchtet damit Seiten der Einsteinschen Persönlichkeit, die den meisten Physikern gar nicht oder nur rudimentär bekannt sein dürften, und sei gerade deswegen vielen zur Lektüre empfohlen.
Prof. Dr. Dieter Hoffmann,
Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin
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