The Quest to Understand the Laws of Motion and Gravity
Gondhalekar- The Grip of Gravity
Von P. Gondhalekar. Cambridge Univer sity Press, Cambridge 2001. X+358 S., Hardcover, ISBN 0-521-80316-0
Die Gravitation ist die älteste der bekannten Wechselwirkungen. In dem Ringen um ihr Verständnis spiegelt sich die Entwicklung der modernen Physik selbst wider. Da ihre Vereinigung mit der Quantentheorie noch aussteht, gibt sie auch weiterhin Rätsel auf. Das vorliegende Buch erzählt die Geschichte dieses Ringens von der Antike bis zur Gegenwart. Es richtet sich an Nichtspezialisten und Studierende der Naturwissenschaften. Der Autor ist Astrophysiker mit Interesse an aktiven Galaxien und dem interstellaren Medium. Er unternimmt mit diesem Buch seinen ersten Ausflug in die populärwissenschaftliche Literatur.
Die Darstellung gruppiert sich um neun an der Entwicklung beteiligte Wissenschaftler, wobei auch das Umfeld ausführlich gewürdigt wird. Es handelt sich um Aristoteles, Kepler, Galilei, Newton, Einstein, Dicke,
Hubble, Eddington und Planck. Der Name Planck erscheint freilich nur in Hinblick auf das offene Verhältnis zur Quantentheorie. Er spielt auch auf das geplante Satellitenprojekt PLANCK an, das die Anisotropien der kosmischen Hintergrundstrahlung mit hoher Genauigkeit ausmessen soll.
Naturgemäß werden Newton und Einstein die längsten Kapitel gewidmet. Mit Newtons Theorie der universellen Gravitation konnte die Trennung von irdischer Physik und Astronomie aufgehoben werden. Die geometrische Natur der Gravitation wurde schließlich von Einstein mit seiner Allgemeinen Relativitätstheorie enthüllt. Materie krümmt Raumzeit, Raumzeit lenkt Materie; wegen der nicht linearen Struktur krümmt Raumzeit selbst wieder Raumzeit. Namen wie Hubble oder Dicke stehen für zentrale experimentelle Aspekte: die Entdeckung der Expansion des Universums bei Hubble und präzise Tests
des Äquivalenzprinzips bei Dicke. In diesem Zusammenhang diskutiert der Autor auch neuere Entwicklungen zum Verständnis von Gravitationswellen und dunkler Materie.
Das Buch stellt leider kein Meisterwerk an Sorgfalt dar. So bemerkt man bereits auf Anhieb, dass die Lebensdaten von Platon, Ptolemäus, Kopernikus, Newton und Friedmann nicht stimmen, was einen wegen der anderen Angaben auch misstrauisch werden lässt. Der Geburtsort von Descartes wird nach Südfrankreich verlegt, Madame du Chatelet erhält ein zusätzliches 's' für ihren Namen, und Ludwig XVI fungiert als Louise XVI. Bei einer der ganz wenigen Formeln, dem Ausdruck für die Planck-Länge, fehlt das Wurzelzeichen. An begriffliche Genauigkeit ist sowieso nicht zu denken. Anscheinend haben sich auch bei Cambridge University Press die Lektoren aufs Altenteil begeben.
Bleibt festzuhalten, dass sich das Buch zwar flüssig liest, im Grunde genommen aber überflüssig ist.
Prof. Dr. Claus Kiefer, Institut für Theoretische Physik, Universität zu Köln