The Story of Spin
Tomonaga
The Story of Spin
Von Sin-itiro Tomonaga.
The University of Chicago Press, Chicago 1997. XII + 258 S., Cloth
ISBN 0-226-80793-2
Dieses schöne und lesenswerte Buch ist aus einer Reihe von zwölf Vorlesungen entstanden, in denen der Autor, einer der Architekten der Quantenelektrodynamik, die "Geschichte des Spins" beschrieben hat. Gemeint ist damit eine Entwicklung, die 1922 mit den Arbeiten von Sommerfeld, Landé und Pauli anhebt. Darin wurde der erste Versuch unternommen, die Multiplizität der Spektrallinien und den Zeeman-Effekt zu verstehen. Die Entwicklung gipfelte in der quantenmechanischen Erklärung des Elektronenspins durch Pauli und Dirac. Die Geschichte führt weiter zur Entdeckung des Spins des Protons, zum Spin-Statistik Theorem und zum Isospin. In einem abschließenden Kapitel schreibt Tomonaga in sehr persönlicher Form über die Physik in Japan in den Jahren 1925 bis 1940. Darin spielt Yukawa eine besondere Rolle.
Das Buch beleuchtet einen Teil der Geschichte der theoretischen Physik im zwanzigsten Jahrhundert. Der Autor würzt den Text mit Anekdoten, seine eigene Persönlichkeit schimmert durch seine Erzählungen hindurch, und Fotografien der Hauptbeteiligten illustrieren gleichsam das Geschehen. Das alles macht das Lesen dieses Buches zu einem lehrreichen Vergnügen. Dennoch ist die Darstellung vollkommen streng. Sie orientiert sich an den Originalarbeiten und gibt die Gedankengänge der Autoren detailliert wieder. Um der historischen Genauigkeit willen verwendet Tomonaga auch im wesentlichen die Originalnotation. Die Entstehungsgeschichte der Begriffe, die wir heute mit dem Spin verbinden, wird so lebendig, mancher Irrweg einsichtig, und es wird ein wirkliches Verständnis des historischen Werdegangs erreicht.
Tomonagas Darstellungsweise hat den Vorteil, daß der der Quantenmechanik kundige Leser alles, was er weiß, hinter sich lassen muß und da anfängt, wo es die Entdecker vor ihm getan haben. Sie hat aber auch den Nachteil, daß manche Gedankengänge und Formalismen aus heutiger Sicht unnötig kompliziert sind: Man kann das Ergebnis antizipieren, ohne alle Details nachzuvollziehen. Diese Tatsache hat mich an einigen Stellen veranlaßt, beim Lesen zu springen.
Trotz dieser kleinen Einschränkung sei das gut übersetzte Buch allen warm empfohlen, die sich für die Geschichte der Quantenmechanik interessieren.
H.A. Weidenmüller, Heidelberg
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