Warum platzen Seifenblasen? Physik für Neugierige
Dittmar-Illgen
Von H. Dittmar-Illgen. Hirzel, Stuttgart 2002. 208 S., 53 Abb., Kart.,ISBN 3-7776-1149-2
An alltägliche Beobachtungen anknüpfend erzählt dieses Buch von physikalischen Entdeckungen: dem Haften eines Saughakens an den Badezimmer-Fliesen und dem Überdruck in einem Luftballon, dem Zusammenhalt eines Flüssigkeitstropfens und einer Seifenblase mit Hilfe der Oberflächenspannung, von der Lichtbrechung in einer Glaslinse und in einem Wassertropfen oder in einer Fata morgana auf dem heißen Wüstensand, über Spiegelungen des Lichts in Fahrrad-Rückstrahlern und vieles andere mehr. Die Autorin schreibt schwungvoll und unterhaltsam - wenn auch nicht immer präzise - und streckenweise ermüdend, wenn sie historische Entwicklungen lose aufzählt.
Grenzüberschreitend wandert ihr Bericht eher in Assoziationen als in logischer Folge von Thema zu Thema. So beginnt die erste Entdeckungsreise mit einem Saugnapf, setzt sich fort mit einem virtuellen Besuch in Magdeburg bei dem wackeren Bürgermeister Otto von Guericke, der zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges mit dem Vakuum experimentierte, führt auf Exkursionen durch das Luftmeer in den Weltraum und in die Tiefe der Ozeane, um beim Cargo-Lifter (oder seinem britischen Konkurrenten, der Skycat) zu enden. Nach der Lektüre hatte ich Mühe, das Wichtige von dem nur Beiläufigen zu trennen.
Da sich eine solche Sammlung von Einzelthemen nicht wie eine Monografie besprechen lässt, möchte ich im Folgenden nur einige zusätzliche Anmerkungen machen, nach denen sich Leser gegebenenfalls eigene Gedanken machen können:
Etwa bei der Idee, die Kraft von 160 Mann Boden-Personal, die ein Luftschiff bei Start und Landung mit Fangleinen am Boden halten (ersatzweise 150 t Wasserbalast, wie auf S. 27 zu lesen), durch Saugnäpfe zu ersetzen. Im Buch wird es nicht nachgerechnet, aber ist da nicht eine Null zu viel? 150 t, so viel wiegen 1875 Mann von 80 Kilo Gewicht!
Der Vorschlag der Verfasserin, die Dichtigkeit des Saugnapfs durch einen Wasserfilm zu erhöhen, erscheint im übrigen wenig hilfreich bei Belastungen in der Ebene der Manschette, entstünde dabei doch eine Art Gleitfilm, der die Haltekraft des Saugnapfs sogar schwächen könnte.
Bei der Behandlung des Rückstoßes eines Raketenautos wird mit der Druckverteilung im Innern eines Luftballons erklärt: "Öffnet man den Ballon, fehlt an einem Stück der Hülle diese Kraft, sodass die genau an der gegenüberliegenden Stelle vorhandene Kraft den Ballon in Bewegung setzt". So statisch kann sich das nur Klein-Mäxchen vorstellen. Leichter als aus der Druckverteilung an der Innenwand des Ballons lässt sich der Rückstoß aus dem Impulsstrom der ausströmenden Luft bestimmen.
Prof. Dr. Wolfgang Bürger, Institut für Theoretische Mechanik, Universität Karlsruhe