Warum wir nicht durch Wände gehen
Florian Aigner: Warum wir nicht durch Wände gehen, Brandstätter Verlag, Wien 2023, geb., 264 S., 25 Euro, ISBN 9783710606892
Florian Aigne
Florian Aigner schafft in seinem neuen Buch das Kunststück, die Quantenphysik verständlich, spannend und plausibel zu erklären, ohne eine einzige Formel zu verwenden.
Der Haupttext beschränkt sich auf die allgemeine Beschreibung quantenphysikalischer Phänomene, aufgelockert durch eingestreute Anekdoten über die Pioniere der Quantenmechanik. Farblich abgesetzte Einschübe liefern Details und Hintergrundinformationen, auch dies formelfrei. Besonders hervorzuheben sind die gelungenen Analogien, bei denen Aigner treffsicher große Anschaulichkeit mit präziser Einordnung verbindet, wo die jeweilige Analogie ihre Grenzen hat.
Beispiele sind der Vergleich der „spukhaften Fernwirkung“ mit einem Paar verschiedenfarbiger Socken oder die Unmöglichkeit, verschränkte Teilchen getrennt zu beschreiben, die mit der Vergeblichkeit verglichen wird, das Geräusch der rechten und linken Hand beim Klatschen zu unterscheiden. Weiter finden sich gleich mehrere Beispiele mit Katzen – im Grunde treffendere Veranschaulichungen quantenphysikalischer Phänomene als die bekannte „Schrödinger-Katze“.
Selbstverständlich ist nicht alles in der Quantenphysik mit Analogien zu veranschaulichen. Beim Quantenzufall hat Aigner den beruhigenden Rat: „Manche Dinge lernt man, indem man sie plötzlich versteht, und manche Dinge lernt man, indem man sich langsam an sie gewöhnt“. In den letzten beiden Kapiteln gibt es noch kleine einordnende Exkurse zu Quantenesoterik und Quantenphilosophie und zu tatsächlichen praktischen Anwendungen quantenphysikalischer Effekte, etwa in der Medizin.
Das Buch ist zwar auch für physikalisch vorgebildete Menschen mit großem Genuss zu lesen, die Zielgruppe dürften aber eher physikalische Laien sein. Nicht auszuschließen, dass die Lektüre junge Menschen zu einem Physikstudium motiviert. Mir wäre es so ergangen, hätte ich das nicht schon vor langer Zeit getan.
Insgesamt ist das sehr empfehlenswerte Buch eine perfekte Illustration des John Wheeler zugeschriebenen Zitats „Physics is magic without magic.“
Dipl.-Phys. Birgit Niederhaus,
Eppstein-Bremthal