17.02.2011

Werner Heisenberg - Die Sprache der Atome

Rechenberg, H.

Werner Heisenberg gehört zweifelsohne zu den bedeutendsten Physikern des zwanzigsten Jahrhunderts und ist nicht zuletzt in Deutschland eine Wissenschaftler-Ikone. Dafür verantwortlich sind insbesondere seine herausragenden Pionierarbeiten zur Matrizenmechanik, die er als noch jugendlicher Postdoc in Göttingen und Kopenhagen vollbrachte und für die er 1933 mit dem Physik-Nobelpreis geehrt wurde. Diese Lebensspanne ist es dann auch, die im Mittelpunkt der vorliegende Biografie steht. Der Autor, letzter Doktorand Heisenbergs, legt damit sicherlich sein „Lebenswerk“ vor und zeichnet in den beiden Halbbänden den Reifeprozess eines physikalischen Genies und einer revolutionären Theorie, der Quantenmechanik, nach.

Dies geschieht mit großer Sachkenntnis und noch größerer Detailversessenheit, sodass das Leben und Wirken Heisenbergs eine lückenlose Darstellung findet. Allerdings verliert sich das Werk auch hin und wieder in der Fülle der ausgegrabenen Details, die geradezu mit Liebe ausgebreitet werden. In diesem Zusammenhang hätte mehr Mut zu einer weniger faktologischen und stärker synthetisierenden Darstellung der Biografie nicht geschadet und sicherlich ihre Lesbarkeit erhöht. Doch nicht allein deswegen wird das Buch nur eine eingeschränkte Verbreitung finden; so wird mancher Physikhistoriker die historische Kontextualisierung von Leben und Werk Heisenbergs als allzu bescheiden bewerten und einige Standards der modernen Biografieforschung nur unzureichend berücksichtigt finden. Mehr als das dürfte der exorbitante Preis die Verbreitung der Biografie limitieren. Das zeigt einmal mehr, dass Großverlage wie Springer sich zunehmend wohl als „library supplier“ verstehen und sich um den normalen Leser kaum mehr scheren. Den Bibliotheksexemplaren wird aber das Interesse vieler Physiker sicher sein, die sich auch mit großem Gewinn durch die über tausend Seiten durcharbeiten werden. Insgesamt darf man auf den abschließenden Band der Biografie gespannt sein, denn Heisenbergs zweite Lebenshälfte war nicht minder spannend und folgenreich als die erste. Allerdings würde der reklamierte Mangel an historischer Kontextualisierung hier wesentlich stärker (negativ) zu Buche schlagen.

Prof. Dr. Dieter Hoffmann, MPI für Wissenschaftsgeschichte, Berlin

H. Rechenberg: Werner Heisenberg – Die Sprache der Atome

Springer Heidelberg 2009, 2 Bände, geb., 745 Seiten, ISBN 9783540692218

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