24.08.2023

Zurück zum Mond

Joseph Silk: Zurück zum Mond, FinanzBuch Verlag, München 2023, geb., 336 S., 22 Euro, ISBN 9783959726757

Joseph Silk

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Ein riesiges Teleskop auf der erd­abgewandten Seite des Mondes böte­ wahrlich fantastische Aussichten für die Astronomie. Die Schwerkraft ist geringer, keine Atmosphäre stört und irdische Strahlung ist wirksam abgeschirmt. Die dunkle Ära des Universums nach dem Urknall und vor der Entstehung der ersten Sterne ließe sich erforschen, und auch die Suche nach Hinweisen für Leben auf Exo­planeten könnte davon profitieren. Der Nachteil: Wie Anlieferung über rund 400 000 Kilometer Entfernung und die Konstruktion auf dem Mond erfolgen, steht noch in den Sternen. Aktuell plant die NASA nur eine bemannte Umrundung des Mondes.

Der Astrophysiker Joseph Silk (geb. 1942) engagiert sich seit ­einigen Jahren bei Überlegungen für ein lunares Observatorium. So wirkte er 2021 maßgeblich bei einer Sonderausgabe der Philosophical Transactions of the Royal Society A mit, welche die Perspektiven und Chancen für Astronomie vom Mond aus behandelt.

Für Silk ist ein Teleskop auf dem Mond nicht als „stand-alone project“ denkbar. Er geht davon aus, dass lunare Astronomie nur ein Teil der Erschließung und Besiedlung des Mondes sein kann. Das ist, neben den mit einem Mondobservatorium verbundenen Forschungsfragen, das zentrale Thema seines Buches, das nun auch auf Deutsch vorliegt.

Silk sollte der ideale Autor sein, um ein Buch über die Rückkehr zum Mond aus astronomischem Interesse zu schreiben. Nicht zuletzt gelten seine eigenen Forschungsinteressen der Frühzeit des Universums. Doch leider ist das Buch etwas zu unfokussiert geraten. Er erwähnt viel Relevantes, etwa das Artemis-Projekt, die Idee eines Lunar Gateway oder Fragen der Besiedlung des Mondes. Doch er reißt diese Themen in der Regel nur an und führt nichts richtig aus. Natürlich muss das Buch keine detaillierte Konstruktions­anleitung für ein Mondteleskop liefern. Aber ohne einmal konkreter auf die technischen und finanziellen Herausforderungen eines solchen Projekts einzugehen, liest sich das Ganze zu sehr nach Science-Fiction. Zudem gehen­ Silk thematisch etwas die Pferde durch, wenn er etwa von großangelegtem Mond-Tourismus und dem Züchten menschlicher Organe auf dem Mond fabuliert. Oder er schweift zu abgelegeneren Themen wie „genetic engineering“ oder „tiny black holes“ ab.

Angesichts der Tatsache, dass es ausführliche NASA-Studien zur lunaren Astronomie gibt, wundert es ein wenig, dass Silk so vage bleibt und die Abbildungen so spärlich sind. Immerhin existieren faszinierende künstlerische Ansichten, beispielsweise einer riesigen Teleskopantenne in einem Krater auf der erdabgewandten Seite des Mondes. Auch das Teleskop, das die Apollo-16-Astronauten auf dem Mond aufgestellt haben, wäre eine Erwähnung und Abbildung wert gewesen. Allzu viel packt er in den über 30-seitigen, kleingedruckten Endnoten-Apparat.

Sicher erfährt man einiges über die Zukunftspläne für eine Rückkehr des Menschen zum Mond und für ein Mondobservatorium. Aber die Expertise des Autors hat nicht für ein stringentes Buch gesorgt und überzeugt nicht, wenn es um nachvollziehbare Perspektiven für solch ambitionierte Großprojekt geht.

Alexander Pawlak

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